Massivhaus BauzeitNahezu alle Bauherren haben den Wunsch, ihr eigenes Heim schnellstmöglich beziehen zu können. Die Gründe hierfür sind vielfältig:

  1. Die Suche nach einem geeigneten Grundstück und die Planung des Hauses haben bereits ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen.
  2. Der Bau ist eine Doppelbelastung. Für die bisherige Wohnung muss nach wie vor Miete gezahlt werden, und für den Neubau fallen inzwischen die monatlichen Ratenzahlungen für den Hauskredit an.
  3. Baustrom und Bauwasser sind zusätzliche Verbrauchskosten, die sich bei hoher Eigenleistung und langem Aufenthalt auf der Baustelle durch eine doppelte Haushaltsführung weiter erhöhen.

Drei Monate Bauzeit für ein Massivhaus

                                                        ... ist das überhaupt machbar?

Haben Sie ein Bauunternehmen ausfindig gemacht, das Ihnen den Hausbau innerhalb von drei Monaten verspricht?

Drei Monate Bauzeit entsprechen insgesamt 60 Arbeitstagen. Anhand einer überschlägigen Berechnung der realistisch zu erwartenden Zeitspannen, die jedes Gewerk für sich beansprucht, soll diese Frage beantwortet werden:

  • Sowohl die Bodenplatte als auch die Betondecke sollten mindestens drei Tage ruhen, bevor sie belastet werden.
    Bei einem 1 ½-geschossigen Haus fallen somit schon neun Arbeitstage weg, es verbleiben damit insgesamt noch 51.
  • Der Rohbauer arbeitet möglicherweise besonders schnell und hat seine Arbeit nach 15 Tagen erledigt.
    Jetzt bleiben noch 36 Arbeitstage für die Fertigstellung des Hauses.
  • Zimmermann und Dachdecker brauchen insgesamt 5 Arbeitstage,
  • die Installateure 6 Tage,
  • der Estrichleger 2 und
  • der Innenputzer 4 Arbeitstage.

Somit sind bereits 41 Arbeitstage verstrichen.

Für alle anderen Gewerke – dazu zählen beispielsweise der Metallbauer, der Fliesenleger, der Außenputzer und  der Elektriker, verbleiben gerade einmal noch 19 Tage.

Auch der Innen- und Außenputz sind in der verbliebenen Zeit noch nicht richtig durchgetrocknet. Kommt es aufgrund der Witterungsbedingungen zu Zeitverzögerungen beim Bau, hat dies natürlich auch Auswirkungen auf die später auszuführenden Bautätigkeiten, zumal viele Unternehmen ja auf mehreren Baustellen tätig sind. 

Sie sehen also, drei Monate Bauzeit sind bei einem konventionell zu errichtendem Massivhaus nicht machbar!
Für den Hausbau schlüsselfertiger Massivhäuser ist eine Bauzeit von sechs bis zehn Monaten (je nach Haustyp und Hausgröße) ein realistischer Wert.

Massivhaus zu schnell gebaut - Qualität verloren

Ein Haus so schnell wie möglich fertigstellen zu wollen darf nicht mit dem Verzicht auf Qualität erkauft werden. Ein Eigenheim ist eine sehr große finanzielle Investition, und deshalb dürfen seine Bauherren keine fragwürdigen Kompromisse eingehen. Immer wieder lassen sich Bauherren von Angeboten verleiten wie „in nur 3 Monaten zum Massivhaus“ oder „wir sind schneller fertig, als Sie denken“. Diese Bauherren sollten sich fragen, wieso solche Firmen schneller sein wollen als andere. Die Antwort ist einfach:
Auch die anderen Anbieter würden das gleiche Haus in 3 Monaten errichten können, das ist kein Problem. Sie beachten jedoch die wichtigsten Grundregeln der Bauphysik und Bauchemie und wollen ihre Kunden mit Qualität zufriedenstellen. Nur unsere Urgroßeltern kennen noch die Zeit, in der ein neues Haus „trockengewohnt wurde“. Die Mieter bezahlten im ersten Jahr nur den halben Mietzins und sorgten durch ihr Heizen und Lüften dafür, dass der Bau in Ruhe austrocknen konnte. Die heutigen modernen Baustoffe sind zwar viel atmungsaktiver als der alte Mauerziegel und geben deshalb schneller die Baufeuchte an die Umgebungsluft ab, dennoch braucht jeder Massivbau vorgeschriebene Trocknungsphasen. Aus diesem Grund ist eine Bauzeit von 3 Monaten nicht möglich, wenn auf Qualität Wert gelegt wird. Leider gibt es immer wieder Beispiele für diese Art des Baupfuschs, wenn beispielsweise der Maler die Tapete auf den drei Tage alten Innenputz klebt. Die Bauherren werden mit Schimmel im gesamten Haus "belohnt".

Die Notwendigkeit der Bautrocknung beim Massivbau

Der Schlüssel für die Notwendigkeit, für ein neues Haus ausreichend Trockenzeit einzuplanen, liegt in den großen Wassermengen, die hierfür verbraucht werden.

  • Das Herstellen der Steine, gleich aus welchem Material, erfordert Wasser.
  • Die Verarbeitung auf dem Bau erfordert Wasser.
  • Das Betonieren der Bodenplatte ebenfalls.
  • Die Herstellung der Geschossdecken und der Innen- und Außenputz verbrauchen viel Wasser.

Mit dem Beginn der Produktion der Steine im Werk werden bis zum Ende der Bauphase viele tausend Liter Wasser in einem Neubau verarbeitet. Es wird gebraucht, damit die chemischen Vorgänge im Zement und anderen Bindemitteln in Gang gesetzt werden. Dann hat das Wasser seinen Zweck erfüllt und es muss während der vorgeschriebenen Trocknungsphasen wieder entweichen. Vorher dürfen diese Bauteile nicht belastet  werden:

  • Es müssen drei Tage vergehen, bevor die Bodenplatte belastet werden darf.
  • Der Estrich muss ca. 30 Tage aushärten, also einen kompletten Monat.

In beiden Beispielen fühlen sich die Oberflächen bereits einen Tag nach der Verlegung trocken an. Die chemischen Prozesse im Beton sind jedoch längst nicht abgeschlossen: Eine Belastung würde zu feinen, kaum sichtbaren Haarrissen führen, die später das Reißen des Betons nach sich ziehen. Das Problem verstärkt sich beim Estrich noch, wenn zu zeitig Fliesen, Laminat oder andere porendichte Beläge aufgebracht werden: Sie verhindern völlig das Entweichen des Bauwassers, und im schlimmsten Fall kann der Estrich nie vollständig abbinden. Fachleute kennen viele solcher Fälle, bei denen das Laminat oder der Fliesenfußboden nach  einigen Wochen oder sogar Monaten plötzlich „hochgekommen“ ist. Dort wurde in unverantwortlicher Weise zu schnell gebaut.

Hunderte Liter Bauwasser in einem Neubau sind ein beträchtliches Volumen. Entweichen sie während der vorgeschriebenen Trocknungsphasen, tritt ein Volumenverlust ein. Der Bau „setzt sich“ und verändert sich in seinen Maßen. Diese Veränderung ist zwar nur geringfügig, aber mit jeder dieser von ihnen potenziert sich die gesamte Maßabweichung. Bei allen weiterführenden Arbeiten, die vor Ablauf dieser Trocknungsphasen ausgeführt werden, werden also Maßungenauigkeiten akzeptiert. Qualität kann dabei nicht entstehen. Die hohe Baugeschwindigkeit führt lediglich dazu, dass Türen und Fenster nicht dicht schließen und Undichtigkeiten an der Bauhülle gefördert werden. Jeder Balken, der auf den nur einen Tag alten Ringanker aus Beton aufgeschraubt wird, quillt und der Beton schrumpft. Ist dieses gesamte System nach abgeschlossener Trockenzeit zur Ruhe gekommen, ist der Übergang zwischen diesen verschiedenen Materialien undicht und es entstehen Kältebrücken, die den Energieverbrauch in die Höhe treiben. 

Die Bauzeit beim Massivbau aus technologischer Sicht

Es gibt aber auch hinsichtlich des Baufortschritts technologische Überlegungen, die eine solche utopisch kurze Bauzeit infrage stellen. Oft beginnt z. B. der Elektriker oder der Heizungsmonteur bereits mit seinen Arbeiten im Keller, obwohl das Dach noch nicht eingedeckt ist. Beim nächsten großen Regen dringt Wasser ins Haus ein und die Wirkung ist so, als wenn die beiden Handwerker ihren Zählerschrank oder ihre Gastherme im Freien abgestellt hätten. Aber auch dann, wenn der Dachdecker seine Arbeit abgeschlossen hat, ist die Luftfeuchtigkeit im Keller immer noch so hoch, dass jeder Schaltkontakt in der Elektrik und Elektronik zwangsläufig korrodieren wird. Heutige Elektroanlagen sind bei sachgemäßer Installation zwar nahezu unzerstörbar, in einem Fall wie diesem mit einer viel zu schnellen Bauweise sind Störungen und Ausfälle allerdings vorprogrammiert.

Fazit
Sicher ist der Massivbau mit einer Bauzeit von weniger als vier Monaten möglich. Maßungenauigkeiten, Undichtigkeiten am Bau, Schimmelbildung, Rissbildungen an Fußböden und Wänden sowie schlecht funktionierende technische Einrichtungen sind dann jedoch das Resultat. Sie zu beseitigen, dauert Monate und und viele Mängel sind irreparabel. Qualität am Bau lässt sich nur herstellen, wenn alle technologisch und bauphysikalisch erforderlichen Regeln des Bauhandwerks eingehalten werden. Dies erfordert jedoch ein Mindestmaß an Zeit, das verantwortungsbewusste Handwerker nicht ignorieren. Nur so werden die Bauherren lange unbeschwerte Freude an ihrem eigenen Heim haben. 

Baufeuchte und Bautrocknung

Als Baufeuchte wird in erster Linie die Feuchtigkeit im Rohbau und Mauerwerk bezeichnet, die während der Bauphase durch das Einbringen feuchter Baustoffe in den Neubau gerät. Das Einbringen von Baumaterialien wie Mörtel, Beton, Putz, Estrich oder Farbe gilt als Hauptursache für Baufeuchte.

Sofortmaßnahmen während der Bauphasen

Bereits bei der Auswahl geeigneter Baumaterialien kann vor dem Hintergrund der Baufeuchte darauf geachtet werden, Stoffe mit einem geringeren Feuchtigkeitsgehalt zu verwenden. Durch den Einsatz von Trockenestrichen und Dünnbettmörtel lässt sich beispielsweise die Baufeuchte bereits im Vorhinein leicht reduzieren.

Damit sich die ansonsten nicht vermeidbare Baufeuchte im Rohbau jedoch in Grenzen hält, sollte möglichst die relative Luftfeuchtigkeit im Neubau verringert werden. Schon während der Bauphase muss daher das Bauwerk fachgerecht be- und entlüftet werden. Auch während der ersten Heizperiode ist es wichtig, auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Frischluft und beheizter Luft zu achten, um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden.

Bautrocknung im Neubau

Durch immer kürzer werdende Bauzeiten und den Einsatz von neuen Bautechnologien wie etwa Wärmeverbundsysteme oder luftdichte Dämmtechniken, kann die typischerweise durch Baumaterialien eingebrachte Baufeuchte oft nicht mehr komplett austrocknen. Zu hohe Restfeuchtegehalte führen jedoch zu Schäden an der Bausubstanz. Wenn sich feuchte und dunkle Flecken an Wänden zeigen, bedeutet dies nichts Gutes. In der Regel handelt es sich um einen Schimmelpilzbefall, der über seine unschöne Optik hinaus auch gesundheitsschädlich ist. Die Schimmelbelastung kann zu gereizten und juckenden Augen, Schleimhäuten sowie zu Atembeschwerden und Allergien führen. Mit Schimmel befallene Räumlichkeiten beeinträchtigen das Wohnklima negativ und machen durch einen muffigen oder modrigen Geruch auf sich aufmerksam.

Richtig Lüften

Beim Lüften des Hauses sollten die Außentemperaturen 12 Grad Celsius übersteigen, da kältere Luft kaum Feuchtigkeit aufnehmen und transportieren kann. Das Abdampfvermögen von feuchten Bauteilen steigt mit der Raumtemperatur, weshalb das Belüften mit trockener Außenluft angezeigt ist. Durch das Lüften wird trockene Außenluft in die Räume eingelassen, damit sich diese mit Feuchtigkeit aus dem Bau anreichert und wieder abtransportiert wird. Allerdings muss unzählige Male gelüftet werden, um die Baufeuchte spürbar zu reduzieren. Ein adäquates Lüften ist abhängig von den allgemeinen klimatischen Verhältnissen. Auch in hiesigen Breitengraden ist das Trocknungsverhalten in den Sommermonaten ähnlich schlecht wie in den Wintermonaten. Aufgrund der herrschenden hohen Luftfeuchtigkeit – insbesondere bei sinkenden Nachttemperaturen – ist die Luft nicht in der Lage, zusätzliche Feuchtigkeit aufzunehmen. Wer sogar zum falschen Zeitpunkt lüftet, riskiert eine Kondenswasserbildung auf ausgekühlten Bauteilen. Nur etwa von März bis August beträgt in unseren Breitengraden die relative Luftfeuchtigkeit am Tag weniger als 70 %, sodass gezieltes Lüften angezeigt sein kann. Gegen Abend und in der Nacht sinken die Temperaturen, wobei sich die Luftfeuchtigkeit erhöht.

Gezielte Beheizung

Bei der gezielten Beheizung wird die Raumluft im Neubau stark erwärmt. Warmluft hat den großen Vorteil, dass sie im Gegensatz zu kalter Luft deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Durch das Heizen sinkt die relative Luftfeuchtigkeit verhältnismäßig schnell. Da jedoch die Aufnahmekapazität von Heizungsluft ebenfalls begrenzt ist, muss zusätzlich gelüftet werden. Erst durch die Kombination von Heizen und Lüften ist ein ausreichender Luftaustausch gewährleistet, der Feuchtigkeit aus dem Neubau abtransportiert. Eine Beheizung kann je nach Umfang der Baufeuchte auch durch die normale Heizungsanlage im Haus erfolgen. Wurde diese noch nicht integriert oder reicht ihr Wirkungsgrad nicht aus, sorgen spezielle Heizgeräte für ein effektives Aufheizen der Räume.

Mechanische Entfeuchtung

Das Verringern einer zu hohen Feuchtigkeit im Neubau kann auch mechanisch erfolgen. Entfeuchter in vielen unterschiedlichen Ausführungen und Größen entziehen der Raumluft Feuchtigkeit, die bei mobilen Geräten in Auffangbehältern aufbewahrt wird und entsorgt werden kann. Größere Entfeuchter leiten das aufgenommene Kondensat direkt über Festanschlüsse ab. Trocknungsgeräte oder Bautrockner entziehen der Raumluft Feuchtigkeit. Die Luftfeuchtigkeit im Raum sinkt und kann dann wieder neue Feuchtigkeit aus dem Bauwerk aufnehmen. Siehe auch: Bautrocknung im Neubau oder nach Wasserschaden.

 

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