GasbrennwertheizungHeizen mit Erdgas hat zahlreiche Vorteile: Im Gegensatz zu Heizungsanlagen, die mit Erdöl oder Holzpellets betrieben werden, ist kein Lagerraum nötig; das Erdgas wird direkt in den Heizungskreislauf eingeleitet. Bei der Verbrennung fällt kein Feinstaub an, und mit einer Gasbrennwertheizung verbrennt das Gas nahezu vollständig und geruchlos. Nach aktuellen Schätzungen reichen die derzeit bekannten Erdgasvorkommen noch für etwa 160 Jahre. Diese Argumente überzeugte bis zuletzt.  Nachdem sich der Gaspreis über viele Jahre weitestgehend stabil auf niedrigem Niveau bewegte, ist er seit Anfang 2022 stark gestiegen. Verbraucher kennen Schwankungen eher im +/- 0,5-Cent-Bereich bei einen Gaspreis von ca. 6 Cent pro kWh. Seit der gesamte Energiemarkt unter Druck steht, liegen die Gaspreise bei durchschnittlich 12 Cent/kWh (Stand April 2022). Aus dem ehemals gesellschaftlichen Thema, sich von fossilen Brennstoffen aus Umweltgründen abzukehren, wurde nun ein wirtschaftliches Problem. Und niemand weiß, wie sich die Versorgungslage mit Erdgas und die Preise entwickeln werden.

Die Begriffe Brennwert und Heizwert

Diese beiden Begriffe sind im Bereich der Heiztechnik geläufig und von besonderem Interesse für eine neue Gasheizung.
Bei Verbrennungsvorgängen, etwa der Verbrennung von Gas, verbindet sich der Wasserstoff des Brennstoffes mit dem Sauerstoff aus der Luft. Bei herkömmlicher Technik wird der dabei entstehende Wasserdampf abgeleitet. Hierbei geht allerdings auch die darin enthaltene Energie über den Schornstein verloren. Mit moderner Heizungstechnik, der sogenannten Brennwerttechnik, ist es möglich, die Energie im Wasserdampf ebenfalls zu nutzen. Mit „Heizwert“ und „Brennwert“ wird das Ausmaß der Wärmeenergie bezeichnet, die durch die Verbrennung in einem Brennstoff wie Heizöl oder Gas freigesetzt werden kann.

Heizwert

Beim Heizwert geht es um die Wärmemenge. Der Begriff steht für thermische Energie, die im Verbrennungsprozess freigesetzt wird - die Energie des Wasserdampfes wird hierbei nicht berücksichtigt, da der Wasserdampf bei herkömmlichen Heizkesseln ohne Brennwerttechnik aufgrund der Korrosionsgefahr nicht kondensieren darf. Somit ist lediglich die Wärmemenge selbst (ohne den Wasserdampfanteil) nutzbar.

Brennwert

Dieser Wert umfasst die gesamte Wärme aus dem Verbrennungsprozess – auch die Energie, die während der Kondensierung freigesetzt wird. Der Heizwert ist immer niedriger als der Brennwert. Umso mehr Wasserstoff in einem Brennstoff enthalten ist, desto höher ist auch die latente nutzbare Wärme. So ist der Wasserstoffanteil von Erdgas z. B. höher als der von Erdöl, womit Brennwert-Gasheizungen einen höheren Wirkungsgrad erreichen. Bei Erdgas-Brennwertheizungen wird der warme Wasserdampf zudem nicht in Form von Wasserdampf ausgegeben, sondern für die Wärmeenergiegewinnung genutzt.

Vorteile im Überblick

  • Hohe Betriebssicherheit aufgrund zuverlässiger und ausgereifter Technik
  • Hohe Wirkungsgrade durch zeitgemäße Brennwerttechnik
  • Vergleichsweise umweltfreundlicher Verbrennungsprozess
  • Gesicherte Versorgung mit Brennmaterialien
  • Beliebig aufstellbar und sehr platzsparend
  • Kompakte Abgasanlagen aus Kunststoff, Edelstahl oder Keramik ausreichend (nur geringe Durchmesser nötig); Schornstein nicht zwingend erforderlich
  • Bei Gashausanschluss keine Brennstofflagerung nötig
  • Bereitstellung von Warmwasser durch Durchlaufprinzip
  • keine Pufferspeicher nötig, da Wassererhitzung nach Bedarf erfolgt (Verminderung eines Legionellenbefalls)
  • Günstig in der Anschaffung
  • Frei kombinierbar mit erneuerbaren Energiequellen (z. B. Solarthermie, Wärmepumpen, BHKWs)

Nachteile  im Überblick

  • Betrieb mit Erdgas erfordert einen Hausanschluss
  • kostspielige Verlegung
  • Steigende Rohstoffpreise und Abhängigkeit von Marktentwicklung und Zulieferländern
  • Das Heizen mit Gas als fossiler Brennstoff wirkt sich nachteilig auf die Umweltbilanz aus

Funktionsweise einer Gasbrennwertheizung

Moderne Gasbrennwertheizungen sparen im Vergleich zu alten Gas-Heizungsanlagen zwischen 16 % und 30 % Heizkosten. Dieses Einsparpotenzial erklärt sich aus dem sehr guten Normnutzungswert von bis zu 109 %, der durch die fast vollständige Nutzung der Abgaswärme zustande kommt. Bei alten Gasheizungen ging die Abgaswärme völlig verloren.

Genau wie in einem herkömmlichen Heizkessel wird das Heizungswasser durch die Gasflamme im Brenner erhitzt. Das erhitzte Heizungswasser passiert den Wärmetauscher und wird dann als das sog. Vorlaufwasser in das Wärmeverteilungssystem (Heizungsrohre, Heizkörper, Fußbodenheizung) geleitet. Das nun kühlere sog. Rücklaufwasser, das das Wärmeverteilungssystem durchlaufen hat, fließt zunächst durch einen weiteren Wärmetauscher, der dafür sorgt, dass das Abgas in den Kamin weitergeleitet wird. Dieser Prozess bewirkt, dass ein großer Anteil der Wärme im Abgas an das Heizungswasser weitergegeben wird. Der Wasserdampf, der im Abgas enthalten ist, kondensiert. Dieser Vorgang setzt Wärme frei, die vom Rücklaufwasser aufgenommen wird. Das so erwärmte Rücklaufwasser fließt dann in den Wärmetauscher des Heizkessels und wird bis zum Erreichen der erwünschten Temperatur erhitzt. Ist die benötigte Vorlauftemperatur erreicht, wird das Wasser wieder in das Heizungssystem eingespeist.
Um eine Gasbrennwertanlage optimal betreiben zu können, ist ein dafür geeigneter Schornstein nötig. Gemauerte Schornsteine müssen in der Regel mit einem eingezogenen Edelstahl- oder Kunststoffrohr ausgestattet werden, da das durch den Heizprozess entstehende Kondensat sauer ist und den Schornstein beschädigen kann. Außerdem haben die meisten gemauerten Schornsteine einen zu großen Querschnitt, der verhindert, dass die Abgase einen ausreichenden Auftrieb haben und problemlos abziehen können.
Eine Nachrüstung ist besonders dann zu empfehlen, wenn die alte Heizungsanlage mit Heizöl betrieben wurde: Die Schwefelrückstände aus dem Heizöl bilden zusammen mit dem Kondensat aus der Gasbrennwertheizung die sehr aggressive Schwefelsäure, die den Schornstein nach und nach zerstören würde. Hier ist unbedingt der Rat eines Heizungsexperten oder Schornsteinfegers einzuholen.

Einbindung Erneuerbare-Energien

Wer der Unsicherheit der Gasversorgung im allgemeinen und der ständigen Preissteigerungen insbesondere etwas entgegensetzen will, kann die bestehende Gas-Heizungsanlage mit erneuerbaren Energien ergänzen. Zu prüfen wäre im Vorhinein, ob der bestehende Pufferspeicher dafür ausreichend dimensioniert ist. Der Vorteil der Gas-Hybridheizung ist, dass die Gasheizung selbst nur noch dann tätig wird, wenn die erneuerbaren Energien nicht auskömmlich zur Verfügung stehen, um den Wärmebedarf zu gewährleisten. Der Verbrauch an Gas wird merklich abnehmen und somit werden die künftigen Gasrechnungen weitaus günstiger ausfallen.

Bauherrn und Hauseigentümer haben die Wahl zwischen

  1. Gasbrennwertheizung mit Solarthermie
    Viele Bauherren entscheiden sich für die zusätzliche Installation von Solarkollektoren, um umweltfreundlich und kostengünstig Warmwasser zu erzeugen. Sobald die Wassertemperatur an Tagen mit wenig Sonneneinstrahlung nachlässt, wird durch die Gasbrennwertheizung automatisch nachgeheizt. Auf diese Weise werden im Vergleich zu einer alten Gasheizung mit Trinkwassererwärmung bis zu 55 % der CO2-Emissionen und etwa 50 % der Energiekosten eingespart. Neben der Gasbrennwertheizung sind Solarkollektoren, ein solarer Schichtladespeicher sowie ein Solarregler nötig, um die Gasbrennwert-Solar-Kombination zu betreiben.

  2. Gasheizung plus Kaminofen
    Wer die gemütliche Strahlungswärme eines Kaminofens mag, kann Gemütlichkeit mit Energieeinsparung kombinieren. Hierfür wird ein wasserführender Kamin- oder Pelletofen benötigt, der sowohl den Wohnraum beheizt als auch Wärme in das zentrale Heizsystem einspeist. Gleichwohl hier insbesondere in den Übergangszeiten der Gasverbrauch reduziert wird, kann insgesamt der Energieverbrauch steigen. Dies liegt im geringeren Wirkungsgrad von Zusatzheizungen, dem Nutzerverhalten und der Technik zu tun. Die Erfahrung zeigt, dass Kaminöfen oft deutlich mehr beheizt werden, als es sein müsste. Dies können sich Hauseigentümer leisten, die ihr Feuerholz selbst "ernten" oder es besonders günstig erwerben können. Für diejenigen, die sich Holz zum Heizen kaufen müssen, lohnt sich der Kaminofen aus wirtschaftlicher Sicht kaum. Zudem ist es unabdingbar, einen geeigneten und modernen Ofen (Kachelofen, Feuerofen) mit Wasserführung einzusetzen.
    Wir empfehlen, vor dieser Entscheidung einen Beratungstermin wahrzunehmen. Energieberater oder Schornsteinfeger beraten nicht nur hinsichtlich der Größe, sondern auch zur Einbindung des Kaminofens in das bestehende Heizsystem.
    Tipp:
    Wer zusätzlich zum wassergeführten Kaminofen noch die Solarthermie nutzt, profitiert in jeder Jahreszeit. Der Warmwasserverbrauch kann über die Solarthermieanlage an Sonnentagen weitestgehend sichergestellt werden und für die kälteren Tage sorgt der Kaminofen für gemütliche Strahlungswärme.

  3. Gasheizung und Wärmepumpe
    Eine Kombination dieser Heizsysteme mag für den Laien ungewöhnlich klingen, jedoch lohnt sich diese insbesondere bei Bestandsimmobilien. Die Wärmepumpe allein eignet sich grundsätzlich für Heizsysteme mit geringen Vorlauftemperaturen. Bei älteren Häusern werden oft höhere Vorlauftemperaturen benötigt. Dennoch soll die Wärmepumpe möglichst einen Großteil der Heizlast abdecken, während die Gasheizung zugeschaltet wird, wenn der Wärmepumpenbetrieb allein nicht mehr wirtschaftlich ist oder nicht die benötigte Heizenergie bringt. Insofern stellt die Gasheizung die Grundversorgung sicher. An wärmeren Tagen könnte die Wärmepumpe die Versorgung von Warmwasser komplett übernehmen.

  4. Gasheizung mit Photovoltaik-Anlage (und Wärmepumpe)
    Die Einbindung einer Photovoltaik-Anlage funktioniert, indem die Gasheizung mit einem Pufferspeicher und einer Trinkwasserstation mit Elektroheizstab kombiniert wird. Insbesondere für Nutzer von Eigenstromanlagen lohnt sich diese Kombination, weil überschüssiger Solarstrom den Pufferspeicher aufheizt und somit die Gasheizung keine Wärme zur Verfügung stellen muss. Im Ergebnis wird der Eigenverbrauch des gewonnenen Stroms ansteigen und der Gasverbrauch sinken. Auch wenn diese Kombination logisch klingt, kommt sie in der Praxis seltener vor, da die Systeme getrennt voneinander arbeiten.
    Sinnvoller wäre es, wenn die Photovoltaikanlage zusätzlich zur Kombination Gasheizung mit einer Wärmepumpe genutzt wird. Hier wird aus der Gasheizung eine Notlösung: Wenn bei tiefen Temperaturen der Strombedarf der Wärmepumpe steigt und die Photovoltaikanlage den benötigten Strombedarf nicht decken kann, springt die Gasheizung ein. Grundsätzlich soll jedoch die Wärmepumpe, deren Stromverbrauch sich aus der Photovoltaikanlage speist, für Heizwärme und Warmwasserversorgung sorgen. Wichtig auch bei dieser Kombination ist eine bedarfsgerechte Beratung durch zertifizierte Energieberater oder erfahrene Heizungsexperten.

Zukunft der Gasheizung

Während momentan die Gasheizung von etwa 50 % der Deutschen genutzt wird, ist ihr Ende bereits besiegelt. Die derzeitige Regierung plant ab 2025 ein Verbot, eine Gasheizung als alleiniges Heizsystem zu installieren. Wie genau sich die Zukunft der beliebten Gasheizung entwickeln wird, werden wir im Herbst wissen. Dann nämlich soll das überarbeitete Gebäudeenergiegesetz vorgestellt werden. Gleichwohl ein generelles Installationsverbot ausschließlich für Neubauten gelten würde, müssen Hausbesitzer die weiteren Entwicklungen verfolgen und entsprechend reagieren. Hauseigentümer mit älteren Gasheizungssystemen sollten sich aber auch aus wirtschaftlichen Gründen mit dem Gedanken auseinandersetzen, dieses gegen eine moderne Heizungsanlage auszutauschen. Noch besser wäre ein Umstieg auf erneuerbare Energien, für den auch staatlich subventionierte Kredite und Fördermittel gibt.  

Förderung von Gasheizungen

  • Seit dem 28. Juli 2022 werden keine Gasheizungen mehr gefördert. Unter Umständen kann bis zum 14. August 2022 eine Einzelmaßnahme förderfähig sein. 
  • Fördermittel erhalten Hauseigentümer nur noch für den Austausch einer mindestens 20 Jahre alten Gasheizung. Wird diese z. B. gegen eine Wärmepumpe ausgetauscht, so gäbe es
    - einen Bonus von 25 Prozent
    - zuzüglich 10 Prozent Austauschbonus
    - zuzüglich Wärmepumpenbonus 5 Prozent
    - ingesamt bis zu 40 Prozent.

 

 

Grafiken: Quelle wikipedia.org, Stefan 024; guukaa (Fotolia.de)

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