Ökologisch bauenWer sich entschließt, sein Haus nach ökologischen Standards zu bauen, kann dies aus verschiedenen Gründen tun: Bei manchen Bauherren ist es eine finanzielle Entscheidung, da durch eine ökologische Bauweise auf mittlere und lange Sicht Energie und Ressourcen eingespart und Fördermittel des Bundes, Landes oder auch der jeweiligen Kommune genutzt werden können; für andere hat ökologisches Bauen angesichts der schwindenden Wasser- und Energiereserven sowie des Klimawandels mit Verantwortung und dem Wunsch zu tun, zumindest etwas Positives für die Umwelt zu tun.
Eine dritte Gruppe wünscht sich ein nach ökologisch gebauten Kriterien gebautes Haus, weil ihnen Allergien oder andere gesundheitliche Probleme das Wohnen in einem "normalen" Haus unmöglich machen.
Bei der vierten Gruppe steht der Technikgedanke im Vordergrund, die ökologische Rücksichtnahme spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle. Sei es die infrarotgesteuerte Garagenbeleuchtung mit Bewegungsmelder (vielleicht sogar noch mit integrierter Kamera), die immer beliebter werdende intelligente Hausvernetzung mittels Smart Home oder der solarbetriebene Rasenmäher-Roboter - der synergetischen Beziehung aus Technik und ökologischer Nachhaltigkeit sind keine Grenzen gesetzt.

Die Kriterien für ökologisches Bauen:

  • Schon die Wahl des Standortes muss hinsichtlich der Infrastruktur, der Verkehrserschließung und dem Landschaftsschutz ökologischen Maßstäben genügen.
  • Es dürfen ausschließlich Baustoffe verwendet werden, die umweltgerecht gewonnen und, wenn nötig, problemlos entsorgt werden können. Im Idealfall sollten sie biologisch abbaubar sein.
  • Um den Transport- und Energieaufwand gering zu halten, sollten die benötigten Baustoffe in der näheren Umgebung des Bauplatzes beschafft worden sein.
  • Es dürfen keine giftigen oder baubiologisch bedenklichen Stoffe zum Einsatz kommen.
  • Der Energieverbrauch muss während der Nutzungsdauer des Gebäudes nach dem heutigen Stand der Technik so gering wie möglich gehalten werden.
  • Das Versiegeln von Flächen sollte weitestgehend vermieden und die Gebäude begrünt werden.
  • Die Entwässerungstechnik sollte nachhaltig betrieben und Trink- und Brauchwasser nach Möglichkeit getrennt werden.
  • Wenn möglich, sollten Pflanzenkläranlagen zum Einsatz kommen.

Diese Kriterien sind für den Laien zunächst sehr abstrakt, sodass sich für ihn die Frage stellt, wie sie sich praktisch umsetzen lassen.

Ökologisch bauen in der Praxis

Ökologische Baustoffe

Die für den Hausbau verwendeten Baustoffe müssen direkt aus der Natur stammen. Darum kommen hier nur Lehm, Ziegel, Natursteine, Strohballen, Holz sowie Pflanzen für die Dachbegrünung in Betracht.
Siehe auch Baustoffe mit guter Ökobilanz.

Ökologische Dämmstoffe

Gleiches gilt für die Dämmstoffe: Hierfür werden ausschließlich Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet. In der Regel werden für die Dämmung Fasern aus Flachs oder Hanf, Schafwolle, Stroh, Holzfaserdämmplatten, Schilfrohr, Wiesengras, Roggen oder Recyclingmaterialien eingesetzt. Dabei stehen diese natürlichen Dämmstoffe den mineralischen und fossilen in nichts nach.

Ökologische Bodenbeläge

Beim Bodenbelag kann aus einer Vielzahl verschiedener Materialien gewählt werden: Das aus Leinöl, Harzen und biologischen Füllstoffen hergestellte Linoleum eignet sich genauso für den Einsatz in einem ökologisch errichteten Haus wie Parkett, das möglichst aus in der Region geschlagenem Holz bestehen sollte. Darüber hinaus kommen Teppichböden aus natürlichen Materialien wie Schurwolle, Sisalfaser, Baumwolle oder Jute in Betracht. Auch Kork wird als Bodenbelag immer beliebter, denn er ist fußwarm und rutschhemmend.

Ökologische Farben & Lösungsmittel

Selbstverständlich dürfen im ganzen Haus nur Naturfarben sowie Lacke und Klebstoffe auf Pflanzenbasis eingesetzt werden, die keine Lösungsmittel enthalten.

Die Fenster

Auch beim Einbau sämtlicher Fenster ist darauf zu achten, dass sie den neuesten energetischen Standards entsprechen. Wenn es Holzfenster sein sollen, ist es sinnvoll darauf zu achten, dass diese aus lokalen Hölzern gefertigt wurden.

Ökologisch bauen -> Energie- und Ressourcenschonung

Heizungswärme auch aus der Sonnennergie nutzen

Für die Erzeugung von Heizungswärme und warmem Wasser werden Solarzellen zur Solarthermie eingesetzt. Sollte das nicht genügen, bieten sich alternative Heizsysteme wie z. B. eine Holzpelletheizung oder Geothermie an.

Wassernutzung

Auch hinsichtlich der Wassernutzung bleibt dem Bauherrn viel Spielraum: Bereits mit einem Warmwasseranschluss für die Waschmaschine lässt sich viel erreichen. Außerdem kann das sog. Grauwasser, das bereits zum Baden, Duschen oder Waschen genutzt wurde, ein weiteres Mal für die Toilettenspülung Verwendung finden. Sofern ein Zwei-Kammer-System installiert wurde, das das Grau- und Regenwasser getrennt auffängt, kann das Regenwasser nach einem Filterungsprozess zum Wäschewaschen benutzt werden.

Pflanzenkläranlage

Wenn die örtlichen Voraussetzungen es zulassen, runden der Bau einer Pflanzenkläranlage und die Verwendung der dabei anfallenden Biomasse als Gartendünger das ökologische Bauvorhaben ab.

Worauf Allergiker besonders achten sollten

Wer weiß, auf welche Stoffe er allergisch reagiert, sollte beim Bau eines Öko-Hauses genau hinschauen. Gerade für Allergiker geht die Gleichung Naturbaustoff = gesund oft nicht auf.

Warum kann das Leben in einem Öko-Haus für Allergiker problematisch sein?

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Jede Baufirma definiert für sich, was sie für „öko“ hält. Ein einheitliches Zertifikat, an dem sich Kunden orientieren können, gibt es nicht. Das kann gerade beim Werkstoff Holz, der ganz allgemein mit Gesundheit und Natürlichkeit in Verbindung gebracht wird, zu einem Problem werden. Wenn Hölzer mit Insektiziden oder Flammschutzmitteln behandelt wurden, kann das für allergisch reagierende Menschen zu dauerhaften Schwierigkeiten führen.

Wer sich jedoch für den Kauf oder Bau eines Massivhauses entscheidet, ist grundsätzlich auf der sicheren Seite. Massivhäuser werden aus natürlichen, langlebigen und robusten Baustoffen wie Ziegeln, Porenbeton oder Kalksandstein gefertigt, die keine Schadstoffe enthalten. Ideal für Allergiker! Wer ganz sicher gehen will, wendet sich an Baufirmen, die sich an den Standard des Sentinel-Haus-Instituts (SHI) in Freiburg halten. Das SHI hat einen Katalog entwickelt, der darauf basiert, gesundheitsschädliche Einflüsse – und damit auch allergieauslösende Stoffe – so weit wie möglich zu reduzieren. Es muss jedoch immer vorab geklärt sein, worauf die Bewohner eines Hauses konkret allergisch reagieren: Generell eignet sich praktisch jeder Stoff dazu, bei Menschen allergische Reaktionen auszulösen. Es geht also darum, die speziellen Stoffe sowohl beim Hausbau als auch dem Innenausbau und der Einrichtung zu vermeiden.

So können allergieauslösende Stoffe vermieden werden

Wer ganz sicher gehen will, dass Baustoffe keine Schadstoffe enthalten, sollte sich an Produkte halten, die mit dem Blauen Engel (www.blauer-engel.de) oder dem ECARF-Qualitätssiegel (www.ecarf.org) ausgezeichnet sind. Es wird seit 2006 für allergikerfreundliche Produkte vergeben.

Damit der Wasserdampf in der Luft auch von Wandfarben und –putzen aufgenommen und wieder abgegeben werden kann, sollten sie diffusionsoffen sein. Das ist mit Produkten aus Lehm oder Kalk gewährleistet. Vinyltapeten sollten wegen der darin enthaltenen Weichmacher vermieden werden; stattdessen sollte die Wahl auf Papiertapeten fallen.

Wer bei Bodenbelägen nicht genau hinschaut, kann leicht zu solchen greifen, die Allergiker belasten. Langflorteppiche sollten nicht verlegt werden, weil sich der Staub, der sich in ihnen verfängt, nur schlecht entfernt werden kann und sich Milben und Pollen darin sammeln. Besser sind kurzflorige Teppiche, Fliesen, Holzböden oder Laminat. Auch Naturstein wird heute nicht nur auf Terrassen und Wegen, sondern auch in Räumen verlegt. Bei industriell hergestellter Kunstware sind organische Lösungsmittel und Klebstoffe oft ein Problem. Holzbeläge sollten immer mit wasserlöslichen Pflanzenölen imprägniert worden sein. Soll ein Bodenbelag verklebt werden, gibt das EMICODE ® EC1plus-Siegel die Garantie, dass der Klebstoff keine allergieauslösenden Bestandteile enthält.

Bei der Verwendung von Lasuren, Lacken oder Imprägnierungen sollte immer darauf geachtet werden, dass sie weder Formaldehyd noch Lösungsmittel enthalten.

Außer den bereits genannten gibt es noch diese Gütesiegel, auf die sich Verbraucher verlassen können:

  • In der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichböden (GuT) sind verschiedene Teppichhersteller organisiert. Ihre Ware wird von einem anerkannten Prüfinstitut auf Geruchs- und Schadstofffreiheit kontrolliert.
  • Die Europäische Teppichgemeinschaft (ETG) verspricht zusätzlich zur Einhaltung der GuT-Kriterien eine erhöhte Strapazierfähigkeit ihrer Teppichböden. Die Kontrolle hat der TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg übernommen.
  • Die RAL gGmbH führt die Überprüfungen für das EU Ecolabel durch (www.eu-ecolabel.de).
  • Die Produktdatenbank von natureplus enthält alle nach ihren Standards zertifizierten Produkte. Die Schwerpunkte liegen auf Gesundheit, Nachhaltigkeit und Umwelt (https://www.natureplus.org/index.php?id=1&L=0).

Grundsätzlich sind Allergiker gut beraten, wenn sie noch vor der Bauplanung die Unterstützung eines Allergologen in Anspruch nehmen. Dabei sollten auch die Möbel nicht vergessen werden. Hier gilt sehr oft: Wer billig kauft, spart an der falschen Stelle. Verbraucher sollten z. B. erfragen, ob das Ledersofa, das ihnen im Möbelhaus so gut gefallen hat, mit Pentachlorphenol behandelt wurde. Dieses Konservierungsmittel wird in Europa üblicherweise nicht mehr eingesetzt, beim Material kann es sich jedoch um importierte Ware handeln. Auch Azofarbstoffe oder das krebserregende Chrom-VI, das bei der Gerbung entstehen kann, sollten in einem Ledermöbel nicht enthalten sein. Verbrauchern wird im Allgemeinen empfohlen, auf bestimmte Leder-Gütesiegel zu achten, wenn ihnen die Schadstofffreiheit ihrer Möbel wichtig ist. Dazu gehören SG-schadstoffgeprüft, Oeko-Tex Standard 100, Das goldene M der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel oder umweltgerecht hergestellt – schadstoffgeprüft.

Das goldene M findet sich auch auf hochwertigen Holzmöbeln. Außerdem können sich Kunden am Blauen Engel sowie dem Label von Öko-Control (https://oekocontrol-verband.de) orientieren.

Bauberatung und Bauplanung für den ökologischen Hausbau

Auf den ersten Blick vermittelt der Wunsch, ökologisch zu bauen, einen großen Aufwand, der möglicherweise den einen oder anderen Interessenten abschreckt. Aber wie immer, steht und fällt das Gelingen eines Bauvorhabens mit der Qualität der Bauberatung, Bauplanung und Baubetreuung. Sprechen Sie uns unverbindlich an. Wir sagen Ihnen auch, mit welchen Mehrkosten Sie ggf. rechnen sollten: Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Mehrkosten für ein ökologisch gebautes Haus gegenüber einem konventionell gebautem Eigenheim lediglich 2-10 % betragen.

 

HausbauberaterUnabhängige Bauherrenberatung
Begleitung bei Planung und Hausbau | Unterstützung bei Konflikten am Bau