Bauen in EigenregieDie Entscheidung, sein Eigenheim komplett selbst zu bauen, treffen Bauherren meistens in dem Glauben, so Kosten sparen zu können.

  • Aber lohnt es sich tatsächlich, von der Planung über den Materialeinkauf bis zum Bau alles in Eigenregie zu machen?
  • Und lassen sich problemlos die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Anforderungen an einen Neubau selbst erfüllen?

Nichts geht ohne ein Mindestmaß an Fachkenntnissen und sehr viel Zeit

Wer sein Haus selbst bauen will, muss sehr viel Zeit einkalkulieren. Während der Bauphase bleibt das normale Leben schließlich nicht stehen: Der Bauherr und seine Helfer gehen in der Regel einem regulären Beruf nach und müssen nun für lange Zeit auf den Feierabend, die freie Zeit am Wochenende und den Erholungsurlaub verzichten. Das geht an die Substanz – körperlich und psychisch. Wenn mindestens ein Familienmitglied tagein, tagaus auf der Baustelle ist, findet kein normales Familienleben mehr statt. Das auszuhalten, erfordert viel Disziplin und Durchhaltevermögen.

Ohne fundierte Bau-Fachkenntnisse sollte ohnehin niemand ernsthaft darüber nachdenken, sein Haus selbst zu bauen. Die Zeiten, in denen Menschen in Deutschland ihre Häuser aus Trümmern zusammensetzten, sind lange vorbei. Heute sind moderne Baumaterialien nötig, um die vom Gesetzgeber geforderten energetischen Mindestwerte zu erreichen und das Eigenheim mit einem Mindestmaß an Komfort, Behaglichkeit und Langlebigkeit auszustatten.

Doch auch Bauherren, die sich bislang als versierte Heimwerker gesehen haben, unterschätzen die Arbeitszeit, die sie brauchen. Sie werden in praktisch jedem Fall nicht die Routine und damit die Arbeitsgeschwindigkeit eines Handwerksgesellen erreichen, was den Bau mit großer Wahrscheinlichkeit in die Länge zieht. In der Regel dauert die Fertigung eines Eigenheims, bei dem so gut wie alles in Eigenregie gemacht wird, über ein Jahr.

Hinzu kommt das Risiko, Fehler zu machen. Auch das kostet einen Bauherrn Zeit und Geld, da er niemanden außer sich selbst haftbar machen kann. Alle Arbeiten, die mit Strom, Wasser, Gas und der Statik des Gebäudes zu tun haben, sollten ohnehin nicht ohne fachmännische Unterstützung erledigt werden: Die Gefahr, durch einen Fehler nicht nur sich, sondern auch Dritten zu schaden, ist einfach zu groß. Hier sollten immer Fachleute beauftragt werden. Doch diese sind auf darauf angewiesen, klare Termine zu erhalten, bis zu denen der Bauherr alle nötigen Vorarbeiten erledigt haben muss. Hier wird deutlich, dass Bauen in Eigenregie eine große Herausforderung ist, die sich jeder gut überlegen sollte.

Geld gespart bei der Hypothek, Zusatzkosten für Versicherungen

Die vom Bauherrn selbst erledigten Arbeiten sind bei den Verhandlungen um die Kreditkonditionen bares Geld wert: Sofern die Bank von den Fähigkeiten ihres Kunden überzeugt ist und sie dessen Planungen für realistisch hält, setzt sie die Eigenleistung in günstigere Konditionen um, indem deren Wert dem Eigenkapital rechnerisch zugeschlagen wird.
Ohne Helfer ist so ein Hausbau nicht zu schaffen. Wenn nicht nur der Ehe- oder Lebenspartner auf dem Bauplatz mit anfasst, sondern auch Dritte tatkräftig unterstützen, ist der Bauherr gesetzlich verpflichtet, seine Helfer spätestens eine Woche nach dem Baubeginn bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) anzumelden. Der Umfang dieser gesetzlichen Bauhelferversicherung  deckt das Nötigste ab. Die Beiträge lassen sich der ständig aktualisierten Aufstellung der Bau BG unter www.bgbau.de/mitglieder/bauherr/beitraege entnehmen, der Beitrag beträgt mindestens 100 Euro. Bauherren, die ihre Helfer nicht anmelden, müssen mit einem empfindlichen Bußgeld rechnen. Die gesetzliche Bauhelferversicherung kann auch freiwillig für den Bauherrn und seinen Ehe- oder Lebenspartner abgeschlossen werden.
Um einen umfangreicheren Schutz zu gewährleisten, ist der zusätzliche Abschluss einer privaten Bauhelferversicherung zu empfehlen. Sie wird meistens für ein Jahr vereinbart, die Beitragshöhe richtet sich nach der Anzahl der versicherten Helfer und der Höhe der Versicherungssumme.

Einspareffekt wird beim Bauen in Eigenregie oft überschätzt

Zahlreiche Bauherren schätzen den Einspareffekt, den sie mit ihrer eigenen Arbeit erzielen, zu hoch ein. Es ist daher sinnvoll, sich vor Augen zu führen, dass in jedem Fall Materialkosten anfallen, die vom Bauherrn entgegen so mancher Ansicht nicht kostengünstiger beschafft werden können, da er nicht von Rabatten profitieren kann. Außerdem ist vielen nicht klar, dass bei zahlreichen Arbeiten der Anteil der Arbeitskosten für einen Handwerker so gering ist, dass sich durch die eigene Arbeit nur wenige Einsparungen erzielen lassen. Ein Beispiel: Für den Einbau von Fenstern und Türen beträgt das Verhältnis zwischen Arbeits- und Materialkosten etwa 30 % : 70 %. Bei Malerarbeiten, für die ein Gerüst eingesetzt werden muss, gibt es hingegen deutlich höhere Einsparpotenziale: Hier entfallen 80 % der Handwerkerkosten auf deren Arbeitsleistung.
Für viele Bauinteressenten, die mit einem selbst gebauten Haus liebäugeln, kann ein Ausbau- oder Selbstbauhaus eine sinnvolle Alternative sein.

 

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