FertigbauModerne Fertighäuser punkten durch ein hohes Maß an Vorfertigung im Werk, kurze Bauzeiten und beste Kennwerte in Sachen Energiebedarf und Wärmeschutz. Häufig sind Fertighäuser in Holz-Bauweise errichtet, ebenso gibt es Fertighäuser aus Leichtbeton. Durch hochentwickelte Techniken, modernste Materialien und präzises Arbeiten gibt es mittlerweile auch Massivbauunternehmen, die ihre Produkte aufgrund der Wirtschaftlichkeit und kurzer Bauzeit zu Recht als Fertighaus anbieten.

Die wichtigsten Merkmale eines Fertighauses

Das klassische Fertighaus wird am PC entworfen und bis ins Detail geplant, häufig kommen Typenstatiken und standardisierte Grundrisse zum Einsatz. Anhand der Entwurfs- und Ausführungspläne werden die einzelnen Elemente für den Fertigbau im Produktionswerk vorgefertigt. Je nach Grad der Vorfertigung können mehrere Bauelemente oder auch komplette Wände inklusive Elektroinstallation und Fenster hergestellt werden. Generell gilt: Je höher das Maß der Vorfertigung im Werk, umso kürzer sind die Bauzeiten.

Ebenfalls typisch für das Fertighaus ist die Notwendigkeit zur besonders sorgfältigen Planung. Nachträgliche Änderungen am Grundriss, an der Lage der Elektroausgänge oder an der Ausstattung sind im Gegensatz zum Massivhaus in der Produktions- und Bauphase beim Fertigbau kaum noch möglich, da sämtliche Wandbauteile, Decken- und Dachbauelemente nach Plan vorgefertigt werden.

Bauzeit

Eines der Hauptargumente für Fertighäuser sind in der Regel die kurzen Bauzeiten. Die Hersteller werben damit, dass der Fertigbau bereits in wenigen Tagen aufgebaut ist. Während für ein Massivhaus von der Baugenehmigung, über den ersten Spatenstich bis zum Einzug oft mehrere Monate vergehen, scheint diese Zeit deutlich kürzer zu sein. Die reine Aufbauzeit (Rohbau) für den Fertigbau beträgt oft nur wenige Tage. Aber bevor die Bauelemente auf die Baustelle geliefert werden können, müssen sie erst einmal produziert werden. Wichtig ist es also, die Bauzeit nicht auf die Montagezeit des Rohbaus zu beziehen, sondern den Ablauf ab Baugenehmigung bis zum Richtfest zu betrachten. Es kommt beim Fertighaus darauf an, wie sehr die Produktion ausgelastet ist. Denn es kann durchaus passieren, dass die Bauelemente fürs Fertighaus noch in der Produktion sind, während der ein Massivhaus bauende Nachbar schon Richtfest feiert.

Bauphysik

Fertighäuser besitzen bei vergleichsweise geringen Wandstärken ausgezeichnete Wärmeschutzeigenschaften bei gleichzeitigem Raumgewinn. Eine Komponente für den guten Wärmeschutz ist die absolute Dichtigkeit der Gebäudehülle. Diese thermisch geschlossene Hülle verhindert, dass Wärme entweicht, allerdings ist auch ein Luftaustausch nur durch manuelles Lüften oder eine automatische Lüftungskontrolle im Fertigbau möglich. Weniger gut sieht es beim Fertighaus mit Schallschutz und Brandschutz aus. Die leichten Wandkonstruktionen der Fertighäuser lassen ohne besondere und kostspielige Maßnahmen Schall leicht durch. Und auch wenn moderne Fertighäuser heute den Anforderungen an den Brandschutz gerecht werden: Ein brennender Fertigbau lässt sich in der Regel nur noch abreißen. Ebenfalls hochproblematisch sind Wasserschäden. Ist das Fertighaus einmal durchfeuchtet – zum Beispiel im Bereich der Außenwände, lässt sich die Holzkonstruktion nur schwer komplett austrocknen.

Die Sache mit dem Preis

Auf den ersten Blick sind Fertighäuser häufig günstiger zu haben als vergleichbare Massivhäuser. Günstig wird der Fertigbau vor allem durch die standardisierte Herstellung für die einzelnen Haustypen und deren häufig modularer Aufbau. Die Bauteile des Fertighauses können in großer Zahl vorproduziert werden und das spart Kosten. In dem Moment, in dem ein Fertighaus individuell geplant wird, fällt dieser Vorteil bereits weitaus weniger ins Gewicht. Mittlerweile werden mehr als die Hälfte aller Fertighäuser als individuelles Architektenhaus hergestellt, da die Bauherren gerne ein Eigenheim nach ihren Wünschen haben möchten. Ebenfalls zur Kostensenkung tragen die kurzen Bauzeiten bei. Das Fertighaus ist schnell einzugsfertig, dementsprechend verkürzt sich die Zeit, in der noch Miete für die Wohnung bezahlt werden muss, während bereits die ersten Raten fürs Fertighaus anstehen.

Zu bedenken ist aber auch:

  1. Selbst wenn das individuell geplante Massivhaus auf den ersten Blick tatsächlich teurer und die Bauzeit länger als beim Fertigbau ist, erhält der Bauherr jedoch ein Bauwerk, das einen um 20 bis 40 % höheren Wiederverkaufswert besitzt als ein vergleichbares Fertighaus. Dadurch liegen auch die Beleihungsgrenzen höher. Denn auch die Banken schätzen den Wert höher ein.
  2. Zudem gibt es massive Unterschiede, die wiederum den Preis beeinflussen. Die Bauweise ist für die Kosten des Fertigbaus ebenso entscheidend wie die gewählte Ausbaustufe. Ebenso wie beim Massivbau gilt: Je mehr Eigenleistung der Bauherr übernimmt, umso weniger Arbeitslohn fällt an – und dies kann die Gesamtkosten für den Fertigbau deutlich verringern. Unterschiede liegen im jeweiligen Anbieter und im angebotenen Leistungsumfang. Gerade deshalb ist ein Angebotsvergleich beim Fertigbau besonders wichtig. Bevor die Preise aussagekräftig verglichen werden können, muss die Leistungsbeschreibung vergleichbarer Fertighäuser abgeglichen werden. Denn nur wenn hier die Inhalte gleich sind, ist auch der Preis für die Fertighäuser vergleichbar.

Bauplanung und Hausbau

In der Regel wird beim Fertighaus ab Oberkante Bodenplatte alles aus einer Hand geliefert. Für Bauherren bedeutet dies, dass im Preis für das Fertighaus in der Regel die Bodenplatte oder der Keller nicht enthalten sind. Je nach Anbieter wird diese Leistung zusätzlich mit angeboten oder der Bauherr muss sich selbst um die Herstellung der Gründung kümmern. Zu beachten ist hierbei auch, dass für die Errichtung einer Bodenplatten oder eines Kellers auch Erdarbeiten zu erbringen sind.

Meist im Leistungspaket inklusive sind Bauleitung und Baubetreuung, der Fertighaushersteller stellt ebenso den Architekten, der zusammen mit dem Bauherrn die Planung übernimmt.

Die Fertighausfirmen bieten verschiedene Standardhaustypen an, diese können bei größeren Unternehmen in sogenannten Musterhausparks besichtigt werden. Durch vorgefertigte Planungsunterlagen können die Baunebenkosten geringer ausfallen. Der Preis dafür ist allerdings eine Einschränkung hinsichtlich der Planungsfreiheit. Die im Rahmen des Standardtyps möglichen Anpassungen nimmt der Architekt vor, bei der sogenannten Bemusterung werden aus einem Katalog verschiedene Elemente wie zum Beispiel Fenstermaterial und -gestaltung, Fassadengestaltung, Innenausbau und Elektroausstattung gewählt.

In der Regel ist im Standardpreis für den Fertigbau nur eine Standardausstattung enthalten, jede Aufwertung in diesem Bereich bedeutet auch ein Mehr an Kosten. Das betrifft zum Beispiel die Wahl des Fenstermaterials für die Fertighäuser, ebenso die Ausstattungswerte im Bereich der Elektroinstallation oder Grundrissänderungen, die auch die Statik betreffen.

Bauweisen

Generell gibt es zwei Bauweisen für Fertighäuser, nämlich die Holzbauweise und die Massivbauweise.

  • Fertigbau mit Holz
    Aufgrund des nachhaltigen und umweltfreundlichen Baustoffes Holz mit seinen guten Eigenschaften sind sehr viele Fertighäuser aus dem Material errichtet. Holz stellt das Tragwerk von Wänden und Dach im Fertigbau, durch eine entsprechende Dämmung werden gute bauphysikalische Werte erzielt.

  • Fertigbau mit Leichtbeton
    Fertighäuser aus Leichtbeton stellen die zweite Gruppe, hier werden komplette Wände, Decken und Dachplatten im Fertigteilwerk gegossen, auf die Baustelle transportiert und dort kraftschlüssig verbunden.

Holzständerbauweise

Die Holzständerbauweise gehört zu den Skelettbauweisen und ist für Fertighäuser eine häufig eingesetzte Konstruktion. Ein Traggerüst aus Holz – meist wird für heimisches Nadelholz verwendet - sichert die Statik im Fertigbau, zwischen den horizontalen und vertikalen Holzelementen wird Dämmmaterial für einen guten Wärmeschutz eingebaut. In der Dämmebene liegen außerdem die Installationsleitungen, die beim Fertigbau oft schon während der Vorfertigung eingebaut werden. Durch mehrlagige Span- oder OSB-Platten werden die Wände geschlossen und gleichzeitig ausgesteift, man spricht hier auch von einer Beplankung. Die Holzbauteile werden zimmermannsmäßig verbunden, zum Beispiel durch Balkenverbinder oder Verzapfungen. Errichtet wird das Fertighaus in Holzständerbauweise auf einer Bodenplatte auf Beton, die untersten horizontalen Holzbauteile, die direkt auf der Sohlplatte befestigt sind, werden als Schwelle bezeichnet. Die einzelnen Holzständerwände werden vorgefertigt, der Fertigungsgrad variiert dabei bei den einzelnen Fertighausherstellern.

Die Holzständerbauweise zeichnet sich durch verschiedene Vorteile aus:

  • Kurze Bauzeit durch vorgefertigte Wandbauteile
  • Kein Trockenwohnen, da im Fertighaus kaum Feuchtigkeit eingetragen wird
  • Je nach gewähltem Fertigbau bis zu 30 % günstiger als die Massivbauweise
  • Individuelle Raumgestaltung durch flexibles Tragwerk
  • Energieeffizient durch durchdachte Wandaufbauten
  • Raumgewinn durch schlanke Wandquerschnitte

Den Vorzügen dieser Bauweise für Fertighäuser steht ein großer Nachteil gegenüber:

So kann ein Holzständer-Fertighaus bei mangelhafter Ausführung der Abdichtung durchfeuchten und es kommt zu Fäulnis am Holz und Schimmel. Die Abdichtung muss über die ganze Gebäudehülle lückenlos ausgeführt sein, besonders dort, wo Durchdringungen erforderlich sind, kommt es besonders leicht zu Feuchteschäden. Dann drohen Folgekosten, die die Kostenersparnis durch einen anfangs gegenüber dem Massivhaus geringen Preis schnell zunichtemachen.

Tipp:
Der Angebotsvergleich bei der Auswahl des Fertighausanbieters ist besonders wichtig. Es empfiehlt sich, einen Sachverständigen, zum Beispiel einen Architekten hinzuzuziehen. Der kann beurteilen, welcher Anbieter Fertighäuser in hochwertiger Qualität liefert. Das billigste Angebot ist hier bei weitem nicht das Beste!

Holztafelbauweise

Die Holztafelbauweise ist ganz ähnlich wie die Holzständerbauweise aufgebaut, in der Regel ist der Vorfertigungsgrad für den Fertigbau höher, die Wandelemente werden auf die Baustelle geliefert und dort zum Fertighaus zusammengesetzt. Ebenso wie beim Holzständerbau ist auch hier die Abdichtung der anspruchsvollste Teil bei der Errichtung des Fertigbaus. Wird hier nicht absolut lückenlos gearbeitet, kommt es zu Feuchteschäden in und an der Wand, die sich beim Baustoff Holz besonders dramatisch auswirken und hohe Folgekosten für Repararatur und Sanierung im Fertighaus mit sich bringen. Die Vorteile entsprechen denen der Holzständerbauweise.

Leichtbeton und Ziegelverbund

Die massivere Variante im Fertigbau besteht aus vorgefertigten Wänden aus Leichtbeton. Mit leichten Zuschlagstoffen versetzter Beton wird im Stahlbetonfertigteilwerk zu kompletten Wänden vergossen, innerhalb der Wandelemente wird eine Stahlbewehrung laut Statik eingebaut. Der Schalungsverguß eröffnet zahlreiche Möglichkeiten zur Gestaltung der Fertighäuser, bringt aber auch einen entscheidenden Nachteil mit: Einmal hergestellt, lässt sich an der Fassadengestaltung wie auch am Grundriss nur schwer etwas verändern. Auch später sind Grundrissänderung nur durch zusätzliche Leichtbauwände möglich, das Abreißen von Wänden darf nur in Übereinstimmung mit der statischen Konstruktion erfolgen. Die Befürchtung, im Leichtbeton-Fertighaus wie in einem Betonklotz zu wohnen, ist allerdings unbegründet. Durch die Zusammensetzung des Betons herrscht ein angenehmes Wohnklima im Haus.

Mittlerweile erobert auch der massive Fertigbau in Ziegelverbundbauweise den Markt für Fertighäuser. Vorgefertigte Mauertafeln bilden die Wandelemente, die auf der Baustelle dann nur noch zum Fertighaus zusammengesetzt werden müssen. Wie bei anderen Fertighäusern auch, sind auch hier die Montagezeiten für den Rohbau sehr kurz. Ein weiterer Vorteil gegenüber der konvetionellen Massivbauweise: Durch die fertigen Wände wird in den Rohbau wenig zusätzliche Feuchtigkeit eingeleitet.

 

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