Jeder kennt diese Bauweise, doch den wenigsten Menschen ist diese Kenntnis bewusst. Die Skelettbauweise wird auch als Gliederbauweise bezeichnet. Ein Rahmengerüst aus Holz oder Metall trägt bei Wohnhäusern in dieser Bauweise die dazwischen gespannten oder gemauerten Wände. Hierbei wird die Standfestigkeit des Bauwerks oder des Gebäudes durch eine effektive Lastenaufteilung erreicht, bei der viele kleine Abschnitte die Last aufspalten (gliedern) und über das gesamte Rahmengerüst verteilen.
Die Form des Bauwerks wird durch das tragende Skelettgerüst bestimmt. Die Tragelemente sind entweder nach außen sichtbar, verkleidet oder verputzt. Damit ist die Skelettbauweise eng mit der Fachwerkbauweise verwandt. Dennoch es gibt einige bedeutsame Unterschiede. Die Skelettbauweise wird nicht nur für den mehrgeschossigen Wohnungsbau angewandt, hier bevorzugt Hochhäuser und Wolkenkratzer, sondern auch für Einkaufspaläste und moderne Industriebauten. In der Vergangenheit konnten mit dieser Bauweise beeindruckende Sakralbauten und prunkvolle Häuser errichtet werden.
Drei Formen der Skelettbauweise möchten wir näher beleuchten.
- Hölzerne Skelettbauweise
- Steinerne Skelettbauweise (Strebewerk)
- Eisenskelettbau
Hölzerne Skelettbauweise
Bei dieser Bauweise bildet ein in sich durch Querstreben und Spanten ausgesteiftes Rahmenwerk aus Holz, meist Eiche oder nordische Fichte, das tragende Gerippe. Im klassischen Hausbau wird die Skelettbauweise Fachwerk genannt, weil die leeren Gerüstzwischenräume (Fächer oder Gefache) mit verschiedenen Baumaterialien verfüllt werden. Hierfür werden unter anderem Ziegelstein, Bruchstein, Holzstaken, Brettern oder Strohgeflechte mit Lehmbewurf verwendet.
Mittels Skelettbauweise können jedoch erstaunlich hohe Gebäude entstehen. Älteste Zeugnisse dieser hölzernen Bauweise sind die norwegischen Stabkirchen: ein- bis dreischiffige Holzkirchen mit schlanker Silhouette und einem steilen, mehrstöckigen Dach. Das Grundgerüst besteht wie beim Fachwerkbau aus waagerechten Schwellen und senkrechten Ständern (Pfosten), die fest mit den Bundschwellen verzapft sind. Die oberen waagerechten Decken-Schwellen (Bundbalken) bilden als Rähm (Rahmen) den Stockwerkabschluss und dienen als Auflage für das nächste Geschoss. Bei hohen Gebäuden kommen Konstruktionsarten aus dem Schiffbau als zusätzliche Versteifungen des Grundskeletts zum Einsatz, um die Statik des Gebäudes abzusichern. Hierzu zählen Rundbögen, Spanten und Andreaskreuz, die in kleinerer Ausführung auch als Wandaufteilung dienen.
Steinerne Skelettbauweise
Bereits in der Antike wurde Strebewerk verwendet, eine Skelettbauweise, bei der die tragenden Pfosten, Säulen und Streben aus Stein bestanden. Seine höchste Vollendung erreichte dieser steinerne Skelettbau in den sakralen Bauten der Gotik-Epoche (1150 - 1550). Rippengewölbe, Spitzbogen und Strebepfeiler wurden kontinuierlich weiterentwickelt und mit anderen Baustilen kombiniert. Der sakrale Strebebau gilt als Erfindung der Franzosen. Doch keines der riesigen Sakralbauten, wie zum Beispiel das Notre Dame oder das Löwenrathaus in Belgien sind ausschließlich in Skelettbauweise entstanden, gleichwohl die Grundzüge von Stützen und Streben unverkennbar sind.
Pfeiler und Mauervorlagen fangen den Seitenschub der Gewölbe auf. Das steinerne Skelett ist innen und außen erkennbar. Im Innern der riesigen Gebäude wurden leichtere Strebebögen in großer Anzahl verwendet, während auf den äußeren Steinstreben die gesamte Last der tragenden Wände liegt. Durch Verzierungen, Türmchen und Schiffchen wurde die unverzichtbare Konstruktion gern verschönert und verwandelte die steinernen Bauwerke in steinerne Kunstwerke von unglaublicher Anmut und Schönheit. Mit der steinernen Skelettbauweise lassen sich auch heute noch elegante Massivbauhäuser bauen. Fachleute, die diese Bauweise anbieten, sind jedoch rar.
Eiserne Skelettbauweise
Diese Skelettbauweise für den Fertigteilbau hat sich Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Industrie- und Brückenbau entwickelt und findet vor allem bei der Errichtung großer Hallen-, Büro- und Gewerbebauten Anwendung. Verbesserte Technologien, insbesondere im Bereich des Stahlgusses, erweiterte Transportmöglichkeiten sowie die Vervollkommnung statischer Berechnungen machten plötzlich Bauwerke in noch nie zuvor dagewesenen Ausmaßen möglich, bei dem die tragenden Stützen aus Stahlrohren gefertigt sind. Der Eisenskelettbau gilt in diesem Bereich aufgrund der bauphysikalischen Vorteile als besonders wirtschaftlich und flexibel planbar.
Es gibt sichtbare, teilweise sichtbare und nicht sichtbare Skelettkonstruktionen. Die Gefache werden inzwischen mit Betonfertigteilen vorverkleidet oder sogar vollflächig mit Glas ausgekleidet beziehungsweise hinterkleidet. Um Verschiebungen und Verdrehungen des Baukörpers zu vermeiden, sind wirksame vertikale Bauteile als Versteifungen notwendig. Der bekannteste Eisenskelettbau kommt übrigens ganz ohne Verfachung aus und ist im Grunde nichts anderes als ein stabiles Baugerüst mit Fahrstuhl: der Pariser Eiffelturm (gebaut 1887-1889).