Bauen mit EigenleistungenBauherren können mit Eigenleistungen Geld sparen. Doch inwieweit das sinnvoll ist, hängt von mehreren Faktoren ab.

Bauen mit Eigenleistungen: Mühe, die sich lohnt?

Es ist natürlich eine verlockende Vorstellung, selbst Hand an den Bau des späteren Zuhauses zu legen. Die Baukosten lassen sich möglicherweise um mehrere tausend Euro senken und außerdem ist es auch ein befriedigendes Gefühl, später in einem Haus zu wohnen, zu dessen Entstehen man selbst etwas durch tatkräftiges Handeln beigetragen hat. Aber bevor der Umfang der Eigenleistung vertraglich vereinbart wird, ist ein selbstkritischer Blick auf die eigenen handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnisse sowie auf das benötigte Arbeitszeitpotenzial zwingend nötig.

Der Verband Privater Bauherren (VPB) hat sich bereits vor einiger Zeit dieses Themas angenommen und ist zu einem Ergebnis gekommen, das möglicherweise den einen oder anderen Bauwilligen am Wert von Eigenleistungen zweifeln lassen könnte. Demnach ist es nicht nur wichtig, über die nötigen Fertigkeiten und Kenntnisse zu verfügen; vielmehr wird die Dauer der selbst erbrachten Handwerksleistungen in vielen Fällen deutlich unterschätzt. Der Bau eines Hauses ist immer an einen Terminplan gebunden, viele Arbeitsschritte können nicht begonnen werden, bevor andere erledigt wurden. Auch die vom Bauherrn zu erbringende Eigenleistung muss in dieses zeitliche Korsett eingefügt werden und sich an ihm orientieren. Treten Verzögerungen ein, kosten diese zwangsläufig Geld und machten den finanziellen Vorteil, den eigene Handwerksleistungen einbringen, gleich wieder zunichte.

Welche Vorteile haben die Arbeiten von Handwerksbetrieben?

Handwerksbetriebe sind den meisten Bauherren, die selbst Hand anlegen wollen, in mancher Hinsicht überlegen: Sie verfügen über ein hohes Maß an Routine und über professionelles Handwerkszeug, das Handwerker üblicherweise nicht besitzen. Muss Handwerkszeug speziell für den Hausbau nachgekauft werden, wird der Vorteil der Eigenleistung erneut geschmälert. Letztendlich kann ein Handwerksbetrieb für eine mangelhafte Arbeit haftbar gemacht werden und muss den entstandenen Schaden entweder durch Arbeits- oder Geldleistungen beheben. Für die handwerklichen Fehler, die einem Bauherrn im Rahmen seiner Arbeiten am Eigenheim entstehen, steht er selbst gerade. Darüber hinaus haben Handwerksbetriebe in der Regel im Vergleich zu einem privaten Abnehmer einen deutlichen Vorteil beim Materialeinkauf, da sie von Mengenrabatten profitieren können.

Wie groß ist der persönliche Einsatz?

Selbstverständlich kann hier nicht exakt bestimmt werden, mit wie vielen Arbeitsstunden gerechnet werden muss, wenn Bauherren einzelne Handwerksleistungen selbst übernehmen. Aber um eine Vorstellung hiervon zu haben, hilft eine Beispielrechnung des VPB weiter:

Bei einem 3-etagigem, unterkellertem Reihenhaus, das über 140 Quadratmeter Wohnfläche verfügt, können bei Baukosten von 275.000,-- Euro maximal 25.000,-- Euro eingespart werden. Dieser eingesparte Betrag entspricht nahezu 850 Arbeitsstunden auf der Baustelle. Diese Arbeitsstunden sind üblicherweise in etwa sechs Monaten zu schaffen, wenn vorausgesetzt wird, dass der Bauherr während der Bauphase in Vollzeit seinem normalen Beruf nachgeht. Nach Einschätzung des VPB ist diese Stundenzahl, ohne die Unterstützung aus der Familie oder dem Freundeskreis nicht zu schaffen. Dabei sollte jedoch unbedingt darauf geachtet werden, dass diese „nicht gewerbsmäßigen Helfer“ über eine Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) im Falle eines Unfalls finanziell abgesichert sind. Siehe dazu: Pflichtversicherung für private Bauhelfer. Die Höhe der Versicherungskosten ist regional unterschiedlich und liegt zwischen 1,30 Euro und 1,72 Euro pro Helfer und Stunde. Bauherren und ihre Ehegatten sind nicht automatisch mitversichert, können sich jedoch freiwillig bei der BG Bau versichern.

Sollte sich ein Bauherr vornehmen, sein Eigenheim fast vollständig selbst zu bauen, muss hierfür eine Bauzeit von mehr als einem Jahr veranschlagt werden. Dabei sollte klar sein, dass während dieser Phase keine Zeit für die Familie oder für die Freizeit bleibt. Deshalb sollte die eigene Belastungsgrenze vor dem Baubeginn realistisch eingeschätzt werden.

Was eignet sich für eine Eigenleistung?

Diese Frage orientiert sich an den individuellen Fertigkeiten eines Bauherrn. Wenn keine oder nur wenige Kenntnisse vorhanden sind, gibt es die Möglichkeit, Heimwerkerkurse zu besuchen. Diese Kurse werden sowohl von den großen und bekannten Baumarktketten als auch von spezialisierten Fachhändlern oder der Do-It-Yourself-Academy (www.diy-academy.eu) angeboten. Einige dieser Kurse sind kostenlos, für andere werden je nach Dauer und Materialaufwand bis zu 120,-- Euro verlangt.

Grundsätzlich sind Tätigkeiten, die keiner hohen Fachkompetenz bedürfen, zu empfehlen. Dazu zählen die Malerarbeiten, das Verlegen der Bodenbeläge und die Gestaltung der Außenanlagen. Aber bereits die Fliesenarbeiten und der Dachausbau erfordern Erfahrung. Trockenbauarbeiten dagegen bedürfen keiner speziellen Fachkenntnisse, die sich nicht schnell im Internet recherchieren ließen. Jedoch lohnt sich die Leistung für Sie möglicherweise schon deshalb nicht, weil Sie ein Mehrfaches an Zeit dafür benötigen als ein versierter Handwerker.

Gartenarbeiten / Außenanlagen
Grundsätzlich lassen sich Gartenarbeiten sehr gut auch durch handwerkliche Laien erledigen. Hier können bei einem Arbeitsaufwand von 30 bis zu 45 Stunden zwischen 1.400,-- Euro und 2.200,-- Euro eingespart werden.

Malerarbeiten
Maler- und Tapeziererarbeiten lohnen sich besonders: Bei einem Arbeitseinsatz von bis zu 190 Stunden sind Einsparungen von bis zu 7.800,-- Euro möglich.

Verlegung von Fußbodenbelägen
Hier kann bei 90 Arbeitsstunden eine Ersparnis von etwa 3.900,-- Euro erreicht werden.

Bei diesen Leistungen sollten Bauherren erst ihre Fähigkeiten prüfen:

Rohbauarbeiten, der Einbau von Fenstern, Türen und Treppen sowie das Verputzen eignen sich nur für geübte Handwerker.
Für Sanitär- und Elektroinstallationen sind fundierte Fachkenntnisse unbedingt erforderlich, einzelne Tätigkeiten dürfen nur von einem Fachmann erledigt werden.

Eine Grundausstattung an Werkzeugen ist für Eigenleistungen unabdingbar

Wer beim Bauen selbst Hand anlegen will, benötigt eine bestimmte Grundausstattung an Werkzeugen. Dazu zählen Werkzeuge wie Hammer, Zollstock, Zangen, Schraubendreher, Cuttermesser, Wasserwaage usw. Des Weiteren darf natürlich ein Akkuschrauber oder eine Bohrmaschine nicht fehlen. Wenn man sich eine komplette Grundausstattung anschaffen möchte, hat man viele verschiedene Angebote und Optionen zur Auswahl. Eine Vergleichstabelle für Werkzeugkoffer finden Sie zum Beispiel auf www.werkzeugkoffer-portal.de. Wer schon im Besitz einzelner Werkzeuge ist, kann sich auch einen leeren Werkzeugkoffer beschaffen und dann die noch benötigten Werkzeuge hinzukaufen. Das hat den Vorteil, das man beim Kauf einzelner Werkzeuge ein wenig flexibler ist.

Gute Qualität sollte im Vordergrund stehen

Beim Bauen werden Werkzeuge in der Regel etwas häufiger benötigt. Deshalb sollte man unbedingt auf gute Qualität achten. Wer bei den ersten Arbeiten feststellen muss, dass die Werkzeuge bereits kaputt gehen oder für die Anforderungen nicht geeignet sind, wird schnell die Lust an den vereinbarten Eigenleistungen verlieren und muss nun doch einen Handwerker beauftragen. Bei minderwertigem Werkzeug können auch schnell die Baustoffe bzw. Materialien beschädigt werden und sind dann unter Umständen nicht mehr brauchbar. Somit entstehen schnell unnötige Mehrkosten und das Geld, das man sich beim Werkzeugkauf gespart hat, muss an anderer Stelle wieder ausgegeben werden.

Woran erkannt man gutes Werkzeug ?

Oftmals ist gutes und schlechtes Werkzeug bereits daran zu erkennen, in welchem Laden es angeboten wird. Billigangebote vom Discounter stehen in der Regel nicht für hochwertige Qualitätswerkzeuge. Werkzeuge mit einem hohen Qualitätsstandard sind in den meisten Fällen mit dem VPA / GS Prüfsiegel versehen. Ist ein Produkt mit diesem Siegel ausgestattet, kann man davon ausgehen, dass bei der Erstellung hoher Wert auf die Gebrauchstauglichkeit und Sicherheit gelegt wurde. 

Welche spezifischen Werkzeuge werden benötigt ?

Wenn man sich dazu entschieden hat, bestimmte Arbeiten beim Hausbau selbst zu erledigen, sollte man sich zuerst vergewissern, welche spezifischen Werkzeuge neben der Grundausstattung benötigt werden. Beispielsweise benötigt man zum Stemmen der Mauerschlitze für die Elektroleitungen einen geeigneten Bohrhammer. Zum Streichen der Wände und Decken stehen verschiedene Farbroller und Pinsel zur Auswahl.

Folgende Checkliste kann beim Hausbau in Eigenregie helfen:

  1. Genaue Prüfung, welche Arbeiten selbst übernommen werden können.
  2. Welche Einzelwerkzeuge bzw. Spezialwerkzeuge werden für diese Arbeiten benötigt?
  3. Wie hoch ist der Zeitaufwand für die zu verrichtenden Arbeiten?
  4. Ist es sinnvoller, die benötigten Werkzeuge zu kaufen oder zu leihen?
  5. Welche Beschaffungsquellen kommen infrage (Baumarkt, Internet, Bekannte)?

Anschließend ist es wichtig, noch einmal eine Prüfung bzw. Kalkulation zu machen. Denn nicht immer ist es günstiger, bestimmte Tätigkeiten in Eigenregie zu erledigen. Ein höherer Zeitaufwand oder unvorhergesehene Probleme können schnell wieder zu Mehrkosten führen. Hat man jedoch bereits im Vorfeld alle Kosten und eventuelle Problemfälle in Betracht gezogen, steht dem Bauen mit Eigenleistungen nichts mehr im Weg und man kann eine beträchtliche Summe einsparen, die dann eventuell für Möbel und Einrichtungsgegenstände benutzt werden kann.

Selbsteinschätzung

Die "Muskelhypothek" lohnt sich nur, wenn Sie sich über den Umfang der Eigenleistungen hinsichtlich der Arbeitszeit und des Materialverbrauchs im Klaren sind. Unabdingbar ist es, dass Sie Ihre eigenen handwerklichen Fähigkeiten richtig einschätzen. Eigenleistung kann teuer werden, zum Beispiel wenn die erforderlichen Tätigkeiten unterschätzt wurden. Wenn der Fachmann nach einem fehlgeschlagen Versuch zurate gezogen werden muss, hätten Sie mehr gespart, wenn Sie gleich einen Handwerker beauftragt hätten

Was ist sonst noch wichtig?

Der Umfang der Eigenleistung muss immer vertraglich festgelegt werden, damit für beide Vertragspartner geklärt ist, um welchen Betrag sich die Baukosten verringern und welche konkreten Leistungen durch die Baufirma erbracht werden müssen. Bei Anbietern von Fertighäusern wird die vom Bauherrn beigesteuerte Arbeitsleistung oft mit so geringen Beträgen angesetzt, dass der handwerkliche Einsatz des Bauherrn in keinem vernünftigen Verhältnis zum eingesparten Betrag steht.

Auch der Aspekt der Gewährleistung sollte Ihnen bewusst sein, denn der Bauunternehmer haftet für nichts, was Sie selbst errichten. Problematisch kann es werden, wenn durch eine fehlerhafte Eigenleistung die Gewährleistung für vereinbarte Bauleistungen erlischt. So könnte es zu Rechtsstreitigkeiten kommen, wenn bei dem Versuch, die Steckdosen selbst zu installieren, ein Schaden an der Elektroinstallation ausgelöst wird.
Sie sollten auch wissen, dass Sie vor dem Beginn einer Eigenleistung die Abnahme der vom Bauunternehmer erbrachten Leistungen regeln müssen. Wenn Sie zum Beispiel eine fertig erstellte Wand spachteln, so akzeptieren Sie diese gleichzeitig als mängelfrei. Eine spätere Reklamation von Mängeln an dieser Wand wird schwer durchsetzbar sein.

Bevor Sie sich für den Hausbau mit Eigenleistungen entscheiden, sollten Sie sich eine Aufstellung der Material- und Lohnkosten für den Arbeitsumfang geben lassen. Schnell trennt sich hier die Spreu vom Weizen, weil viele Hausanbieter Ihnen kaum mehr als den ersparten Materialanteil gutschreiben. In diesem Fall arbeiten Sie selbst völlig umsonst. Sofern Sie Ihr Eigenheim als Ausbauhaus oder Rohbau bauen sollten, lassen Sie Ihre Arbeitsabläufe in den Terminablaufplan einarbeiten.

Tipp
Es ist wichtig, dass Ihnen bewusst ist, welche Tätigkeiten Sie wirklich selbst erledigen können. Dafür haben wir den Umfang der Arbeiten, die im Rahmen von Eigenleistungen notwendig sind, an dieser Stelle beschrieben: https://www.hausbauberater.de/bauwissen/eigenleistungen

 

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