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Baugeschichte: Historie des Bauens

Wann haben unsere Vorfahren ihre schützenden Höhlen verlassen und warum? Seit wann baut und nutzt der Mensch Wohngebäude. Wie sahen die ersten selbstgebauten Behausungen aus und was ist überhaupt ein Haus? Hat die Aussage "ein Dach über dem Kopf" wirklich etwas mit einem Dach im herkömmlich bekannten Sinne zu tun oder verdient sogar ein Zelt diese Bezeichnung? Welche Baumaterialien wurden für den ersten Hausbau verwendet? Fragen über Fragen. Hier kommen die Antworten.

Raus aus der Höhle - rein ins Haus

Coba Maya RuinenDie Geschichte des Hausbaus ist eng mit der Entwicklung der Menschheit verknüpft. Die verwendeten Materialien gab die Natur vor. Gegenden, in denen kaum Bäume wuchsen, eigneten sich auch nicht für den Ackerbau. Hier konnten keine Häuser aus Holz gebaut werden, zumal es keinen Grund gab, länger an einem Ort zu verweilen. Felle oder Stoffbahnen bildeten die Wände der Jurten und Zelte in den Wüsten und Steppen. Diese transportablen Unterkünfte der Nomadenvölker konnten schnell auf- und wieder abgebaut werden. Eisblöcke werden von den Inuits noch heute zum Bau von Iglus verwendet, inzwischen jedoch eher als Touristenattraktion. Selbst Salz eignet sich zum Hausbau, wenn es in Blockform aus den Salzseen gewonnen wird. Nur regnen darf es dort nicht. Die ersten Steinhäuser wurden im alten Ägypten und Griechenland gebaut. Das bevorzugte Baumaterial in Europa war hingegen Holz. Erst mit der Städteentwicklung wurden Massivhäuser aus Stein errichtet. Doch dazu kommen wir später.

Zelte, Jurten, Iglus oder Salzhäuser gelten nicht als Gebäude. Ein Wohngebäude besteht aus festen Wänden, die über einen längeren Zeitraum Bestand haben, sowie einem Dach und wird auf einem möglichst festen Grund und Boden errichtet. Ein festes Wohnhaus benötigt ein Fundament, das die Statik des Gebäudes sichert. Demnach ist ein Hausboot oder ein Bungalow auf Rädern kein Haus. Seitdem der Mensch dank Ackerbau und Viehzucht sesshaft geworden ist und nicht mehr seinem Essen hinterher jagen muss, baut er Häuser, die an ein und demselben Ort verbleiben und je nach Größe einer Familie oder einer ganzen Sippe Unterschlupf bieten. Sogenannte Langhäuser aus Holz finden sich noch bei einigen Urvölkern des Amazonas. Auf diesem prähistorischen Pfahlbau basieren nahezu alle heute bekannten Hausbausweisen, bei denen Holzbalken als Träger und Stützen verwendet werden. Heute kommt vor allem im Fertigteilbau wieder verstärkt Holz als Baumaterial zum Einsatz.

Pfahlbau als Urtyp des Hausbaus

PfahlbauDie ersten Behausungen, die Schutz vor Wind, Wetter, Wasser von oben und unten sowie vor wilden Tieren boten, waren auf Stützen gebaute Holzhütten in der Nähe eines Gewässers. Solche Pfahlbauten aus vorgeschichtlicher Zeit wurden durch Ausgrabungen dokumentiert. Vom 5. bis zum 1. Jahrtausend vor der Zeitrechnung standen Pfahlbauten vorwiegend an den Seeufern im alpinen Raum der heutigen Schweiz.
Die geschichtliche Entstehung der Pfahlbauweise lässt sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen. Auch in Frankreich, Italien, Schottland und Litauen wurden Überreste prähistorische Pfahlbauten entdeckt. In Südostasien werden nach wie vor ganze Siedlungen in Pfahlbauweise errichtet, die meist weit in Flüsse oder Seen hineinragen und von Wasserstraßen durchzogen sind. Untereinander halten die Bewohner dort Kontakt mittels Booten. Viele dieser Pfahlbauten sind durch Stege miteinander verbunden.Einfach und effektiv: Recht schmale Pfähle aus ganzen oder gespaltenen Baumstämmen wurden paarweise ins weiche Seeufer oder an seichten Stellen direkt ins See- bzw. Flussbett gerammt.

Auch in ehemals sumpfigem Gelände boten Pfahlbauten Schutz und Unterkunft. Oft wurden die Pfosten mit versenkten Steinen zusätzlich stabilisiert. Im Durchmesser maßen diese Pfähle nicht mehr als 15 Zentimeter. Je nach Baumwuchs sowie Höhe des Wasserstandes variierte die Länge der Pfähle zwischen drei und fünf Meter. Querbalken aus ebenso schmalen Stämmen bildeten das Schwellenholz für den Boden, auf dem das eigentliche Haus in prähistorischer Blockbohlenweise aus Holz und Lehm errichtet wurde. Die Dachabdeckung bestand aus Rinde, Stroh und Reisig. Durch Pfahlbauweise entstandene Siedlungen bedeckten in der Kupfer-, Eisen- und Bronzezeit große Flächen und konnten Ausmaße von bis zu 60.000 Quadratmetern annehmen.

Pfahlbauten sind nie in Vergessenheit geraten und werden in jüngerer Zeit wieder errichtet. Bestes Beispiel sind die hölzernen Seebrücken der Ostsee, auf denen sich Geschäfte und Restaurants befinden. Die Stützpfähle sind zwar mit Betonsockeln vor dem Gezeitenwasser geschützt, müssen dennoch regelmäßig gewartet und bei Bedarf ausgetauscht werden. Nach einem erweiterten Pfahlbauprinzip werden in den Niederlanden und in Norddeutschland moderne Gebäude auf weichem Grund errichtet. Hierbei bilden mit spezieller Technologie in den Boden getriebene Stützpfosten aus Beton die Gründung. So wird die Fundamenterstellung in der Fachsprache genannt. Diese Methode wird vor allem bei schwer zu verfestigendem Baugrund in Küstennähe genutzt.

Pfahlbauten nach historischen Vorbild komplett aus Holz können im ältesten europäischen Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen am Bodensee bewundert werden. Auf dem Gelände werden historische Funde aus der Stein- und Bronzezeit sowie originalgetreue Nachbauten der Wohnhäuser unserer Vorfahren gezeigt. Besucher erfahren anschaulich anhand von zahlreichen Artfakten, alten Werkzeugen und Gebrauchsgegenständen wie die Menschen früher gelebt haben. Das archäologische Freiluftmuseum hat ganzjährig geöffnet.

Die ersten europäischen Steinhäuser

SteinhausErst ab dem 1. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung entstanden im Europa nördlich der Alpen Siedlungen auch außerhalb von offenen Gewässern. Die sogenannten Rundhütten besaßen bereits eine Art Trockenmauer aus Stein. Die ersten nachgewiesenen Wohngebäude aus mineralischen Baustoffen wurden eingeschossig in quadratischer oder rechteckiger Bauweise aus Lehmziegeln und einer Holzkonstruktion direkt auf dem festgestampften Boden errichtet - der Urtyp des Fachwerks. Diese Häuser bestanden aus nur einem großen Raum, in dem die ganze Familie arbeitete und lebte. Anfangs noch mittig, später an einer Hauswand befand sich die Feuerstelle mit Abzug, aus dem sich im Laufe der Zeit der Schornstein entwickelte. Fenster gab es noch nicht, Licht gelangte durch kleine Öffnungen und Löcher nach innen.
Um diese Siedlungen vor Eindringlingen und Angriffen zu schützen, umgab man die Häuser mit Zäunen oder Mauern. Erste Ortschaften entstanden, aus denen sich später Städte entwickelten. Diese simple Steinbauweise existierte für die einfache Bevölkerung in den Städten bis ins 18. Jahrhundert hinein und ist in den niedersächsischen Hallenhäusern ersichtlich. Wurde mehr Raum benötigt, dann wurden die großräumigen Häuser im Innern unterteilt. Es entstanden separate Arbeits- und Wohnbereiche sowie Werkstätten und Handelsräume. Die Landherren errichteten zu dieser Zeit längst mehrgeschossige Häuser, Burgen und Schlösser, in denen neben dem Küchenbereich ab dem 12. Jahrhundert mindestens ein Empfangsraum durch Kamine oder Öfen beheizt wurde.

Die alten Griechen konnten es früher

römische villaDas Megaron ist der Urtyp des griechischen Massivhauses und wurde im antiken Griechenland bereits in der Jungsteinzeit entwickelt, als im heutigen Westeuropa die Menschen gerade erst aus den Höhlen krochen. Auf diesem Einzimmersystem aus Stein und Lehm basieren alle weiteren Steinbauweisen - für ein geräumiges Wohnhaus wurden einfach mehrere Megaron aneinandergereiht. Aus dieser Bauweise aus geschichtetem Stein mit Lehmverputz entstanden die verschiedenen Haustypen, von denen das Hofhaus noch heute gebräuchlich ist. Das Hofhaus erinnert entfernt an den deutschen Vierseiten-Hof, nur kleiner.
Diese Steinbauweise wurde von den alten Römern für ihre Atriumhäuser übernommen: Um einen Lichthof (Atrium) herum entstehen mehrgeschossige Wohngebäude. Der Innenhof liegt im Freien, dient als Aufenthaltsort und Garten und verfügt nicht selten über einen kunstvoll verzierten Brunnen. Charakteristisch für die griechische und römische Bauweise sind Säulen und Säulengänge, denen gleichzeitig stützende Funktionen zukommen. In der westeuropäischen Architektur wurde und wird das Megaron-Prinzip beim Bau von herrschaftlichen, prunkvollen Villen in Massivbauweise genutzt. Doch zur Blütezeit der Steinhauskultur im Mittelmeerraum lebten die Nord- und Westeuropäer noch in ihren Holzhütten.

Stadthäuser, Gesindehäuser, Miethäuser

Während im Abendland die Steinbauten langsam anfingen zu bröckeln, ging es in Europa endlich voran. Verschiedene Haustypen in Steinbauweise entstanden, die regional große optische Unterschiede in der Aufteilung und in den Dachformen aufwiesen. Die bekanntesten Steinhaustypen in Deutschland sind:

  • Steinwerkhaus, städtischer Haustyp mit Ziegeldach und Wohnturm
  • Ernhaus, mitteldeutscher großer, ländlicher Haustyp
  • Hallenhaus, norddeutscher, scheunenartiger Haustyp
  • Gulfhaus oder Haubarg, Haustyp der Küstenregionen aus Ziegel mit Reetdach
  • Geesthardenhaus, quergeteilter Haustyp in Schleswig-Holstein
  • Bürgerhaus oder Herrenhaus, mehrgeschossiges repräsentatives Stadthaus

FachwerkbauSpäter entstanden weitere Stadthäuser für die angesehenen Handwerker und Händler, bevorzugt in Fachwerkbauweise. Bei diesen Gebäuden waren entweder das ausgebaute Dachgeschoss oder vom Salon weit entfernte Nebengelasse für das Hauspersonal (das Gesinde) vorgesehen. Da der Baugrund bereits damals eng bemessen war und von den Stadtplanern nach strengen Kriterien vergeben wurde, wuchsen die vorindustriellen Häuser in die Höhe, bildeten erst verwinkelte Gassen und später ganze Straßenzüge. Im Zuge der Industrialisierung und der hierfür benötigten Arbeitskräfte expandierten die Städte. Die Bevölkerung nahm rasant zu und immer mehr Wohnraum wurde benötigt. Ein eigenes Haus war für die einfachen Arbeiterfamilien unerschwinglich. Sie mussten sich in bestehende Häuser oder wenig komfortable Hinterhäuser einmieten. Doch auch solche Pensionszimmer gab es nicht unbegrenzt.
Im 19. Jahrhundert entstanden deshalb außerhalb der historischen Stadtmauern die ersten Miet- bzw. Zinshäuser aus Stein, auch Mietkasernen genannt. In diesen schmucklosen Mehretagenhäusern mit einfachster Ausstattung wurden einzelne Wohnungen gegen Entgelt von den Hausbesitzern vermietet. Wohngesellschaften bildeten sich, Wohneigentum wurde seltener.  Ihren Höhepunkt erreichte diese Bauweise im Plattenbau der Siebziger und Achtziger Jahre. Auf dem Land setzte sich der Mietbau nicht durch. In kleineren Ortschaften waren ein- bis maximal zweigeschossige Wohngebäude üblich.

 

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