Informatives für Bauinteressenten, Bauherrn und Hausbesitzer.
Glaswolle, ein beliebter, vielseitiger Dämmstoff aus Altglas
Zu den beliebtesten Dämmstoffen in Deutschland gehört neben der Steinwolle auch die Glaswolle. Gründe dafür gibt es viele, vor allem aber sind es die hervorragenden Wärmedämmeigenschaften sowie die günstigen Preise. Die Glaswolle wird zusammen mit Steinwolle und der veralteten Schlackenwolle zu den Mineralwollen gezählt und wurde in den 1930er Jahren entdeckt.
Glaswolle – die wichtigsten Grundlagen
Glaswolle entsteht aus Kalkstein von Dolomit und/oder Feldspat, aus Quarzsand, Flussspat, Mangan, Sodaasche und Natriumnitrat. Je nach Herstellungsverfahren kommen noch Bindemittel hinzu, die einen Anteil von drei bis neun Prozent ausmachen, sowie gut ein Prozent einer Imprägnierung, die aus Silikonemulsion und Mineralölen besteht. Sie soll die wasserabweisenden Eigenschaften der Glaswolle verbessern. Mittlerweile kann auch recyceltes Altglas zur Herstellung von Glaswolle genutzt werden. Bis zu 70 Prozent der Rohstoffe können daraus bestehen.
Für die Herstellung werden die Rohstoffe zunächst bei Temperaturen um die 1.300 Grad Celsius geschmolzen. Anschließend verspinnt man das Ganze zu vier bis sechs Mikrometer dünnen Mineralfasern. Je nach Einsatzbereich können unterschiedliche Rohdichten und Strukturen erreicht werden, indem Bindemittel und Imprägnierung variabel dosiert werden. Nach dem Verspinnen der Fasern wird die Glaswolle zugeschnitten und bei Temperaturen von 200 Grad Celsius gehärtet.
Die wichtigsten Bindemittel für Glaswolle waren bisher UF-Harze, die aus Harnstoff, Formaldehyd und anderen Aldehyden entstanden. Sie sorgen für eine gute Bindung der Fasern untereinander und können die dämmstoffspezifischen Rückstell- und Klemmkräfte verbessern. Mittlerweile gibt es aber auch aldehydfreie Glaswolle im Handel zu kaufen. Neuere Bindemittel entstehen zum Beispiel auf Zuckerbasis oder mit Acryl auf Wasserbasis. So sollen die Gebrauchseigenschaften der Glaswolle verbessert und gleichzeitig ihre Schadstofffreiheit optimiert werden.
Im Handel findet sich Glaswolle sowohl in Form von Filzen als auch als Matten, Platten, Stopfmasse, Material für die Einblasdämmung und lose Schüttdämmung. Die Kaschierungen der Glaswolle sind auf Basis von Glasvlies oder Aluminiumfolie gehalten.
Die wichtigsten bauphysikalischen Eigenschaften von Glaswolle als Dämmstoff
Glaswolle ist ein sehr effizienter Wärmedämmstoff. Die Wärmeleitfähigkeit liegt bei 0,032 bis 0,040 W/mK. Durch das große Volumen in der Glaswolle und die vielen Hohlräume wird die Wärmedämmfähigkeit verbessert, gleichzeitig ist die laut Energieeinsparverordnung vorgeschriebene Mindestdämmdicke vergleichsweise gering. Mit einer Rohdichte von 15 bis 200 Kilogramm je Kubikmeter ist Glaswolle ein sehr leichter Dämmstoff, der die Gebäudekonstruktion nur wenig belastet. Auch preislich weiß das Material zu überzeugen, liegt der Quadratmeterpreis doch nur bei zehn bis 20 Euro. Zudem bietet Glaswolle einen sehr effektiven Brandschutz und wird der Baustoffklasse A1 für nicht brennbare Baustoffe zugeordnet.
Auch bei der Glaswolle gilt, genau wie bei Steinwolle, dass die Aussagen zur gesundheitlichen Beeinträchtigung nie bewiesen werden konnten. Seit 1999 sind zudem alle in Deutschland hergestellten Glaswollen mit dem RAL-Gütesiegel versehen, das für die gesundheitliche Unbedenklichkeit steht. Allerdings muss auch die Glaswolle vor der Verarbeitung zugeschnitten werden, wodurch es zu Feinstaubbelastung kommen kann. Daher ist das Tragen von Schutzkleidung und Atemmaske bei der Verarbeitung erforderlich.
Wo wird die Dämmung mit Glaswolle häufig eingesetzt?
Eine Dämmung aus Glaswolle ist vielseitig und flexibel einsetzbar. Bewährt haben sich aber vor allem folgende Einsatzbereiche:
- Dachdämmung
- Deckendämmung
- Fassadendämmung
- Innendämmung
Bei der Dachdämmung wird die Glaswolle gerne für die Zwischensparrendämmung genutzt. Hier kann sie durch die ihr eigene Rohdichte selbst bei fragilen Dachkonstruktionen eingesetzt werden, da ihr Gewicht eher gering ist. Im Bereich der Innendämmung kann die Glaswolle nicht nur die Wärmedämmung tragender und nicht tragender Wände übernehmen, sondern gleichermaßen deren Schalldämmung verbessern.
Vor- und Nachteile der Wärmedämmung mit Glaswolle
Wie fast jeder der modernen Dämmstoffe weist auch die Glaswolle Vor- und Nachteile auf, die wir hier kurz aufzeigen:
Vorteile
- sehr gute Wärmedämmung
- geringe Mindestdämmdicke
- gute Schalldämmungseigenschaften
- sehr guter Wärme- und Hitzeschutz
- Materialstruktur wirkt feuchtigkeitsabweisend
- hohe Stabilität
- geringes Eigengewicht
- resistent gegen Ungeziefer und Schimmelpilze
- sehr guter Brandschutz
Nachteile
- eingeschränkte Belastbarkeit durch Feuchtigkeit – bei Durchfeuchtung kann es zur Verringerung der Dämmeigenschaften kommen
- verwendbar vorwiegend in trockenen Räumen
- eingeschränkte Verwendbarkeit durch geringere Belastbarkeit
- hoher Energieaufwand für die Herstellung
- Recycling möglich, aber sehr aufwendig
Hinweise zur Verarbeitung
- Will man einen U-Wert von 0,24 W/(m²K) erreichen, so sind ca. 14 cm starke Dämmplatten aus Glaswolle notwendig.
- Die seit 2020 angebotenen Glasfaserprodukte gelten gemäß Anhang IV Nr. 22 der Gefahrstoffverordnung als unbedenklich. Zu erkennen ist dies am RAL-Gütezeichen "Erzeugnisse aus Mineralwolle" mit Bezug auf die Richtlinie 97/69/EG .
- Dennoch sollte man Haut, Augen und Atemwege schützen. Insofern empfiehlt es sich, geschlossene Arbeitskleidung, Handschuhe und eine Schutzmaske zu tragen. Somit werden Hautreizungen und allergische Reaktionen vermieden.