Informatives für Bauinteressenten, Bauherrn und Hausbesitzer.
Dachformen und Dacharten für den Hausbau
Wenn der Bau eines Eigenheims geplant wird, muss auch über die gewünschte Dachbauweise nachgedacht werden. Das Dach ist nicht nur ein wesentliches Gestaltungselement; seine Form hat auch Auswirkungen auf die Nutzung des Hauses, da eine Entscheidung für eine Dachart auch die Möglichkeiten beeinflusst, den Dachboden zu Wohnzwecken nutzen zu können. Doch ein Bauherr ist in seiner Entscheidung nicht völlig frei: Wie auch bei anderen baulichen Gestaltungsmöglichkeiten muss er sich an die jeweiligen Rechtsnormen halten, die sich aus den einzelnen Bauordnungen der Bundesländer sowie aus den kommunalen Vorgaben zusammensetzen. Auf kommunaler Ebene werden häufig Gestaltungsregeln vorgeschrieben, die nur in einem bestimmten Baugebiet gelten. Bauherren sollten sich also frühzeitig nach den rechtlichen Vorgaben erkundigen, an die sie sich zu halten haben.
An dieser Stelle werden Dachformen und Dacharten beschrieben, die üblicherweise beim Bau von Eigenheimen verwendet werden.
Das Flachdach
In den 1960er und 1970er Jahren waren Flachdächer beim Bau von Bungalows sehr beliebt. Danach wurden sie bis vor wenigen Jahren überwiegend bei Gewerbegebäuden verwendet und gelangten erst mit der Entstehung der Passivhäuser wieder in das Bewusstsein der privaten Bauherren. Durch die einfache Dachkonstruktion sind sie kostengünstig zu errichten, darüber hinaus reichen die Gestaltungsmöglichkeiten der Dachflächen vom Einsetzen von Lichtkuppeln, um in das darunter liegende Geschoss mehr Tageslicht einfallen zu lassen, bis zum Anlegen von Dachterrassen oder dem Aufstellen von technischen Einrichtungen wie z. B. Solaranlagen. Flachdächer benötigen jedoch höhere Wartungsintervalle und leiden nach einigen Jahren stärker unter Feuchtigkeitsproblemen und Alterungsschäden. Die meisten Flachdächer werden mit Bitumen oder Kunststoffen abgedichtet, was der Umweltbilanz des Gebäudes schadet.
Ein Flachdach hat einen Neigungswinkel von maximal 10° und wird entweder als sog. Warmdach mit einer unbelüfteten Dachkonstruktion und einer Aufdachdämmung oder als Kaltdach mit einer Hinterlüftung der Dachaußenhaut konzipiert.
Das Satteldach
Diese Dachform ist in Deutschland am weitesten verbreitet. Hierbei laufen zwei geneigte Dachflächen aufeinander zu und treffen an der höchsten Stelle, dem Dachfirst, aufeinander. Das Satteldach wird als Pfetten- oder Sparrendach – also mit oder ohne waagerecht verlaufende Holzkonstruktionen – errichtet. Da der Dachaufbau relativ einfach ist, sind Dächer dieser Dachform sehr stabil und vergleichsweise kostengünstig. Die Neigung eines Satteldachs ist regional unterschiedlich: In wind- und regenreichen Gegenden haben Satteldächer eher eine steile Neigung, damit das Regenwasser besser abläuft, in schneereichen Regionen fallen sie flacher aus, um Dachlawinen so weit wie möglich zu verhindern. Bei der Entscheidung, hinsichtlich der Neigung eines Satteldachs spielen jedoch auch Überlegungen bezüglich der Nutzung des Dachraums eine Rolle: Soll hier weiterer Wohnraum entstehen, ist ein steilerer Neigungswinkel sinnvoll.
Das Walmdach
Im Unterschied zum Satteldach hat das Walmdach sowohl auf der Trauf- als auch auf der Giebelseite geneigte Dachflächen, wobei auch hier die Dachflächen der Traufseiten an ihrer höchsten Stelle einen Giebel bilden. Durch seine Konstruktion wird sowohl die Stabilität des Hauses erhöht als auch der Schutz vor Wettereinflüssen verbessert. Da sich durch die abgeschrägten Giebelwände jedoch die Nutzfläche des Dachgeschosses verringert, bauen zahlreiche Bauherren gern ein Krüppelwalmdach. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus einem Walm- und einem Satteldach: Nur auf der Giebelseite bilden die Dachflächen einen Walm und bieten so einen Schutz vor Wind und Regen.
Das Mansarddach
Hierbei handelt es sich um eine historische Dachform, die im 16. Jahrhundert in Frankreich entstanden ist und die Pariser Prunkbauten populär machte. Es entwickelte sich aus der Grundkonstruktion des Satteldachs und verfügt über zwei oder vier abgeknickte Dachflächen, der obere Dachbereich hat einen geringen Neigungswinkel. Diese Dachform hat den Vorteil, dass das Dachgeschoss durch den gewonnenen Platz gut nutzbar ist, sie ist jedoch vergleichsweise anfällig und durch den höheren Aufwand bei ihrer Errichtung deutlich teurer. Außerdem lassen sich Solaranlagen nur begrenzt nutzen. Nachdem das Mansarddach lange in Vergessenheit geraten und nur durch historische Gebäude wie z. B. die Orangerie des Schlosses Charlottenburg geläufig geblieben war, kam es auch bei privaten Bauherren während der 1980er und 1990er Jahre wieder in Mode.
Das Pultdach
Ein Pultdach besteht aus nur einer schrägen Dachfläche und ist in der Regel als Sparrendach konstruiert. Diese Dachform hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Bei historischen Gebäuden wurde sie ausschließlich bei an ein Hauptgebäude angegliederten Gebäudeteilen errichtet, im Zuge der Industrialisierung hat sich ihre Anwendung auch auf Produktions- oder Lagerhallen und Garagen erweitert. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts fanden Pultdächer auch bei Wohngebäuden Verwendung: Diese Dachform lässt sich kostengünstig konstruieren und bietet bei einer südlichen Dachausrichtung einen guten Standort für Solaranlegen, da auch die im Winter flachen Sonnenstrahlen gut genutzt werden können. Bei einem nur leicht geneigten Pultdach kann außerdem das Dachgeschoss als vollwertiger Wohnraum genutzt werden. Auch bei der Wahl des Deckmaterials hat der Bauherr eine große Auswahl: Neben Eindeckungen mit Ziegeln, Bitumen,
Blech oder Schiefer sind auch Begrünungen möglich.
Das Zeltdach
Zeltdächer werden auf rechteckigen oder quadratischen Grundrissen errichtet. Alle Dachflächen verfügen über den gleichen Neigungswinkel und laufen in einer Spitze zusammen. Da in den letzten Jahren auch in Deutschland der mediterrane Baustil immer beliebter wurde, sind hier mittlerweile zahlreiche Zeltdächer zu finden. Bei einem vergleichbaren Grundriss bietet ein Zeltdachhaus mehr Wohnfläche als ein Satteldachhaus, ist aber wegen der aufwändigeren Konstruktion teurer. Von der Neigung des Dachs hängen außerdem die Wahl des Deckmaterials sowie die Art der Dämmung ab, wodurch die Baukosten ebenfalls beeinflusst werden. Wird das Prinzip eines Zeltdachs auf einem runden, acht- oder zwölfeckigen Grundriss angewendet, handelt es sich um ein Kuppeldach.
Das Tonnendach
Das Tonnendach gehört zu den ältesten Dachformen der Welt und wird auch in den Varianten Bogen-, Halbtonnen- und Spitztonnendach gebaut. Es wird jedoch beim Eigenheimbau erst seit einigen Jahren sporadisch gewählt, weil viele örtliche Bauvorschriften diese Dachform verbieten. Das Dach hat seinen Namen wegen seiner Wölbung, die an eine halbe liegende Tonne erinnert. Wegen seiner Wölbung wird das Tonnendach nicht mit Betondachsteinen oder Dachziegeln, sondern mit Metall gedeckt. So wird das Sonnenlicht gut reflektiert und das Dachgeschoss bleibt in den Sommermonaten kühl. Ein weiterer Vorteil dieser Dachform ist, dass das Dachgeschoss nur unwesentlich kleiner als die darunter liegende Etage ist.
Nachfolgende Dachformen werden hier aus Gründen der Vollständigkeit erwähnt, sind jedoch Varianten einer der oben genannten Dachformen:
Das Zwerchdach
Das Zwerchdach baut auf der Konstruktion eines Satteldachs auf und verläuft quer zum Dachfirst des Hauptdachs. Es vergrößert deutlich die Wohnfläche und ist wegen seiner eigenen Dachkonstruktion nicht mit einer Gaube zu verwechseln.
Das Schleppdach
Mit dem Schleppdach wird das Hauptdach über dessen Traufe hinaus erweitert. Es ist durch die traditionelle Bauweise der Schwarzwaldhäuser bekannt, unter deren Schleppdächern Brennholz oder landwirtschaftliche Geräte trocken gelagert werden konnten. Bei Neubauten wird diese Dachform oft für Carports, überdachte Sitzflächen oder Hauseingänge verwendet.
Weitere Dachformen
Alle weiteren Dachformen vom Berliner Dach aus der Gründerzeit bis zum Zollingerdach – einer vom Merseburger Stadtbaurat Zollinger entwickelten Mischung aus Mansard- und Tonnendach vom Beginn des 20. Jahrhunderts – werden entweder nur für Industrie- oder Sakralbauten verwendet oder sind für den modernen Eigenheimbau nicht mehr gebräuchlich.
Siehe auch: Dachbauweisen