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Hausbau in Erdbebenzonen: So macht man sein Haus fit gegen die Schwankungen aus dem Erdinneren
Deutschland soll eine Erdbebenzone sein? Davon haben die meisten Menschen noch nie etwas gehört und sind deshalb geneigt, diese Aussage in das Reich der Fabel zu verweisen. Aber auch in Deutschland gibt es Gegenden, die immer wieder von Erdstößen heimgesucht werden. Meistens bleibt es beim Klirren der Gläser im Geschirrschrank und einem leicht instabilen Gefühl unter den Fußsohlen. Aber verlassen kann man sich darauf nicht. Die stärksten Erdstöße der letzten 250 Jahre gab es 1992 beim Erdbeben von Roermond, im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. Mit einer Stärke von 5,9 auf der Richterskala löste es allein in Deutschland Schäden in Höhe von umgerechnet mehr als 76 Mio. Euro aus, in den Niederlanden war von umgerechnet etwa 77 Mio. Euro die Rede.
Das sind Deutschlands erdbebengefährdete Gebiete
Das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ) beschäftigt sich praktisch ständig mit der Kartographierung der Erdbebenzonen. Die Wissenschaftler schätzen eine Gefährdung durch Erdbeben in Deutschland zwar insgesamt als gering ein, sie weisen jedoch darauf hin, dass es Beben mit der Stärke 6 hier und in einigen Nachbarländern immer wieder gegeben hat. Deshalb gibt es bereits seit 1982 eine Erdbebenbaunorm, die bauaufsichtlich eingeführt worden ist.
Das GFZ hat 2018 aktualisierte Karten veröffentlicht, aus denen hervorgeht, mit welchen Bodenerschütterungen für unterschiedliche Schwingungsperioden unter Einbeziehung bestimmter Wahrscheinlichkeiten in Deutschland gerechnet werden könnte. Diese Karten sind ein Bestandteil des Nationalen Anhangs (NA) der aktualisierten DIN EN 1998-1/NA.
Das deutsche Staatsgebiet ist hinsichtlich seiner Erdbebengefährdung in fünf Zonen eingeteilt. Die große Mehrheit der Gebiete gilt als nicht gefährdet. Darüber hinaus gibt es die Zonen 0 bis 3: In der Zone 0 sind Gebiete mit der statistisch geringsten Erdbebenlast, was nicht heißt, dass dort völlige Entwarnung gegeben werden kann; in Zone 3 wurden Gebiete eingestuft, in denen mit der höchsten Last aus Erdbeben gerechnet werden muss.
- Wer in Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin oder Sachsen-Anhalt wohnt, muss gar nicht damit rechnen, von einem Erdbeben überrascht zu werden.
- Im Bereich Aachen und Tübingen sieht das wegen der Zuordnung zu Zone 3 schon ganz anders aus.
- Die genaue Feststellung, welcher Erdbebenzone der eigene Wohnort zugeordnet ist, ist hier möglich: https://www.dlubal.com/.
- Sollte sich ein Baugrundstück in einer Erdbebenzone befinden, geht das einschließlich der Zuordnung aus dem Baugrundgutachten hervor.
Darauf sollte bei einem Hausbau in einem Erdbebengebiet geachtet werden
Inwieweit ein Gebäude erdbebensicher gebaut werden muss, wird im Rahmen der Planungen von einem Statiker ermittelt. Bei Wohnhäusern werden gedrungene Bauformen bevorzugt, um die Erdstöße abzufangen. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die Aussteifungselemente über die gleiche Steifigkeit verfügen und möglichst gleichmäßig über den gesamten Grundriss verteilt werden müssen. Wie steif jeweils gebaut wird, hängt maßgeblich von der Bodenbeschaffenheit ab: Auf hartem Untergrund werden Erdstöße besser von nachgebenden Hauskonstruktionen abgefangen, auf weichem Boden sind steife Gebäude besser. So vermeidet man, dass die Gebäude bei einem Erdbeben den Schwingungsrhythmus des Bebens aufnehmen und sich „aufschaukeln“. Fachleute sprechen hier von einer Resonanzverstärkung.
Auch an den Gebäudeaufbau werden in einem erdbebengefährdeten Gebiet besondere Anforderungen gestellt. Als sehr stabil haben sich rechteckige Grundrisse erwiesen, die höchstens drei Mal so lang wie breit sind. Auch die Höhe ist begrenzt: Sie sollte maximal vier Mal so hoch wie die Breite sein. Anderenfalls kann es aufgrund der starken Horizontalverschiebungen während eines Bebens dazu kommen, dass das Gebäude einstürzt wie ein Kartenhaus.
Hausbau in Erdbebengebieten mit Keller möglich?
Auch in einem Erdbebengebiet ist es möglich, ein Haus mit einem Keller zu bauen. Hier müssen zwar besondere Anforderungen an die Statik beachtet werden, was sich in etwas höheren Baukosten niederschlägt. Aber da beim Kellerbau an der Stelle, an der die Wand in die Decke über geht, ein höherwertigerer Bewehrungsgrad obligatorisch ist, gibt es keine Sicherheitsbedenken.