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Schafwolle als Wärmedämmung – natürlich und flexibel

Der Trend geht immer mehr zu ökologischen Bauweisen. Deshalb werden auch natürliche Dämmstoffe immer beliebter. Dass ausgerechnet die Schafwolle zu diesen natürlichen Dämmstoffen gehören soll, wissen aber bisher die wenigsten Bauherren. Dabei ist Schafwolle mit sehr guten Wärmedämmfähigkeiten, hervorragenden Schall- und Hitzeschutzmöglichkeiten sogar sehr gut für die Wärmedämmung geeignet.

Schafwolldämmung – natürlicher geht es kaum

Die Schafwolldämmung entsteht aus reiner Schafschurwolle, die bei der Haltung von Schafen ohnehin anfällt. Die Rohwolle für diese Form der Wärmedämmung stammt fast ausschließlich aus Europa, sodass kurze Transportwege diesen Dämmstoff ökologisch noch attraktiver machen. In der Regel wird die Rohwolle gewaschen und entfettet sowie mit einem langlebigen Mottenschutz versehen, bevor es zur weiteren Verarbeitung geht.

Dafür wird die Wolle zunächst in die einzelnen Fasern aufgelöst, welche anschließend zu dünnen Vliesen verarbeitet werden. Diese Vliese können mehrfach übereinandergelegt und miteinander vernadelt zu Dämmmatten aus Schafwolle werden. Schafwolle-Dämmplatten, die mehr als zehn Zentimeter dick werden sollen, müssen zusätzlich mit einem thermischen Verfahren behandelt werden, wobei sie mit synthetischen Fasern verdichtet werden. Wer großen Wert auf die Natürlichkeit seiner Dämmstoffe legt, kann Dämmplatten mit höherer Stärke, aber auch mit Naturstoffen verdichtet im Handel finden. Typischerweise werden hier Kokosfasern verwendet. Als Mottenschutz kommen vor allem Borsalze in Betracht.

Die klassische Dämmung aus Schafwolle gehört der Baustoffklasse E an und ist damit normal entflammbar. Die Rohdichte ist mit 18 bis 30 Kilogramm je Kubikmeter eher gering, die Preise fallen mit 15 bis 25 Euro nicht ganz so günstig wie bei anderen natürlichen Dämmstoffen, wie der Stroh- oder Schilfdämmung, aus. Die Wärmeleitfähigkeit ist mit 0,035 bis 0,045 W/mK jedoch sehr gut.

Schafwolle als Dämmstoff – diese Varianten sind denkbar

Im Handel finden sich Dämmmaterialien aus Schafwolle in verschiedenen Varianten. Dazu zählen:

  • Vliese
  • Dämmmatten
  • Dämmplatten
  • Klemmfilze
  • Stopfwolle

Bisher ist der Marktanteil der Schafwolldämmung allerdings sehr gering. In Deutschland liegt er gerade einmal bei 0,5 Prozent. Trotzdem ist die Schafwolle eine echte Alternative zu klassischen Dämmstoffen, wenn es darum geht, hohe Leistungsfähigkeit und ökologische Gesichtspunkte gleichermaßen zu berücksichtigen.

Die wichtigsten bauphysikalischen Eigenschaften der Schafwolldämmung

Schafwolle weist sehr gute bauphysikalische Eigenschaften auf. So ist die Wärmeleitfähigkeit mit lediglich 0,035 bis 0,045 W/mK auf demselben Niveau angesiedelt wie bei klassischen Dämmstoffen, etwa Steinwolle oder Styropordämmungen. Zudem bietet die Schafwolldämmung einen sehr guten Hitze- und Schallschutz und kann ebenso zum angenehmen Raumklima und dessen Regulierung beitragen.

Darüber hinaus gilt Schafwolle als diffusionsoffen. Die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl liegt bei eins bis zwei. Eine Besonderheit bei der Schafwolle besteht darin, dass sie bis zu einem Drittel des eigenen Gewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, im Inneren der Fasern binden und wieder nach außen abgeben kann. Trotzdem bleibt es bei einem sehr hohen Lufteinschluss in den Fasern der Schafwolle. Dadurch kann die eigentliche Wärmedämmwirkung trotz eingedrungener Feuchtigkeit erhalten bleiben. Zudem ist die Schafwolle von schuppiger Struktur, wodurch sie wasserabweisend wirkt.

Ein absolutes Highlight der Schafwolle als Dämmstoff besteht in der geruchsneutralisierenden Wirkung. Selbst Schadstoffe aus der Luft kann die Schafwolle aufnehmen und abbauen. Für diese Besonderheiten sind die Keratin-Proteine verantwortlich, die in diesem natürlichen Dämmstoff enthalten sind bzw. ihn mit 97 Prozent Anteil sogar ausmachen. Mit den klassischen Schadstoffen, wie Ozon und Formaldehyd, reagiert das Keratin und baut sie dauerhaft ab. Bei der Sanierung schadstoffbelasteter Gebäude sollten Bauherren deshalb unbedingt einmal über Schafwolle als Dämmstoff nachdenken. In Neubauten kann dieser Dämmstoff ebenso eingesetzt werden, oft dient er hier als Präventionsmaßnahme, mit der man sich vor Schadstoffbelastungen schützen will.

Wo werden Schafwolldämmungen häufig eingesetzt?

Die Schafwolldämmung kann sehr vielseitig eingesetzt werden. Einzige Voraussetzung: Es darf keine starke Druckbelastung auf die Dämmung erfolgen. Klassische Einsatzbereiche für den Dämmstoff Schafwolle sind deshalb

  • Fassadendämmung,
  • Dachdämmung,
  • Deckendämmung,
  • Bodendämmung,
  • Hohlraumdämmung,
  • technische Dämmung,
  • Schall-/Wärmedämmung in Innenräumen.

Bei der Fassadendämmung kommt der natürliche Dämmstoff Schafwolle vor allem zur Innendämmung zum Einsatz. Auch Kerndämmungen sind damit realisierbar. Für eine Außendämmung eignet sich die Schafwolle im Rahmen einer Vorhangfassade. Auch Gebäude, die in Holzrahmen- oder Holztafelbauweise erstellt wurden, können mit Schafwolle gedämmt werden.

Bei der Dachdämmung wird der natürliche Dämmstoff vor allem zur Zwischen- und Untersparrendämmung eingesetzt. Außendämmungen im Dachbereich sind ebenfalls denkbar, sollten jedoch witterungsgeschützt ausgeführt werden. Bei der Dämmung von Decken und Böden mit Schafwolle ergibt sich neben der Wärmedämmung auch der Effekt einer Trittschalldämmung. Ebenso kann die oberste Geschossdecke mit Schafwolle gedämmt werden.

Vor- und Nachteile der Schafwolldämmung

Die Schafwolldämmung hat ebenso Vor- wie auch Nachteile zu bieten. Die wichtigsten haben wir im Folgenden zusammengestellt.

Vorteile

  • sehr gute Wärmedämmung
  • hoher Schall- und Hitzeschutz
  • diffusionsoffen und kapillaraktiv
  • resistent gegenüber Feuchtigkeit, Verrottung und Schimmelbildung
  • vielfältig einsetzbar
  • günstige Preise
  • leicht zu verarbeiten
  • enthält keine Schadstoffe/natürlicher Dämmstoff
  • lässt sich einfach entsorgen und recyceln
  • neutralisiert Gerüche und Schadstoffe

Nachteile

  • leichter brennbar als andere Dämmstoffe
  • nur wenig resistent gegen Schädlinge, vor allem bei unbehandelter Schafwolle
  • Mottenschutz ist unverzichtbar
  • Schnitt- und/oder Schadstellen an der Dämmung müssen mit Borsalzlösungen nachbehandelt werden, um den Schädlingsbefall zu verhindern
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