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Perlit, ein mineralischer Dämmstoff aus Vulkanglas

Perlit ist nicht gleich Perlit, denn man unterscheidet hier das Blähglas und das Bläh-Perlit. Beide Dämmstoffe werden unter dem großen Oberbegriff der Perlite zusammengefasst. Sie entstehen unter Hitzeeinwirkung aus dem Perlit-Gestein. Der Dämmstoff lässt sich sehr vielseitig und flexibel einsetzen und kann für verschiedene Dämmungsformen genutzt werden. Gleichzeitig dient Perlit häufig als Leichtzuschlag für weitere Baustoffe.

Die wichtigsten Grundlagen zum Dämmstoff Perlit

Im weitesten Sinne können Perlite als natürliche Dämmstoffe bezeichnet werden, da sie aus vulkanischem Glasgestein entstehen. Das vulkanische Gestein stammt in der Regel aus Ost- und Südosteuropa, ist wasserhaltig und weist eine glasige Konsistenz auf. Da das Gestein durch vulkanische Aktivitäten immer wieder neu gebildet wird, kann man im weitesten Sinne von „nachwachsenden“ Rohstoffen sprechen. Dieses Vulkangestein wird mit einem thermischen Prozess, bei dem massive Hitze auf das Gestein schockartig einwirkt, stark aufgebläht. Die Temperaturen für die Herstellung liegen jenseits der 1.000 Grad Celsius. Durch die massive Hitzeeinwirkung dehnt sich das im Vulkangestein vorhandene Wasser aus und es kommt zur Volumenvergrößerung um das bis zu 20-fache der ursprünglichen Größe. Durch den Verlauf dieses Prozesses können die Schüttdichten und Korngrößen des fertigen Granulats gesteuert werden. Die Kosten pro Quadratmeter belaufen sich auf etwa 20 bis 45 Euro, die Rohdichte liegt bei 40 bis 90 Kilogramm je Kubikmeter.

Die Wärmedämmleistung liegt zwar im unteren Mittelfeld, allerdings nutzt man Perlite als Wärmedämmung doch in vielen Varianten. Im Handel findet man diesen Dämmstoff in Form von Schütt- und Einblasdämmungen. Reines Granulat kann mit verschiedenen Zusatzstoffen angereichert werden. Die Imprägnierung mit Latexemulsionen, Mischungen aus Pinienharz und Paraffin oder Silikonölen eignet sich, wenn wasserabweisende Eigenschaften beim fertigen Granulat erreicht werden sollen. Ebenfalls denkbar ist eine Bitumen-Imprägnierung. Außerdem sind Perlit-Platten für größere zu dämmende Bereiche denkbar. Sie bestehen aus dem verarbeiteten Perlit und organischen oder anorganischen Bindemitteln. Infrage kommen Stärke, mineralische Fasern oder Zellulosefasern. Die Dämmplatten aus Perlit überzeugen mit einer mittleren Zugfestigkeit und können für die Innendämmung ebenso eingesetzt werden wie für die Dämmung von Flachdächern und Deckenkonstruktionen. Die Platten werden mit einer Dicke zwischen 20 und 80 Millimetern angeboten, beim Granulat sind Korngrößen zwischen zwei und sechs Millimeter üblich.

Ebenfalls wird Perlit als Leichtzuschlag für Beton, Mörtel und Putz genutzt. Dort dient das Material der Erhöhung der Dämmungsfähigkeit und Stabilität des Grundmaterials. Der Schall- und Hitzeschutz von Perlit ist sehr groß, zudem gilt es als kaum brennbar. Trotzdem liegt der Anteil dieses Dämmstoffs am Markt derzeit bei nur rund einem Prozent. Die Tendenz ist jedoch steigend.

Die wichtigsten bauphysikalischen Eigenschaften von Perlit

Perlit hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,04 bis 0,07 W/mK. Mit diesem Wert erreicht der Dämmstoff allerdings nur das Mittelfeld im direkten Vergleich zu anderen Dämmstoffen. Doch diesen vermeintlichen Nachteil macht Perlit durch seine flexiblen Einsatzmöglichkeiten wieder wett. Auch die ökologischen Qualitäten sprechen klar für den Dämmstoff. Zudem kann Perlit mit anderen Dämmstoffen kombiniert werden und so die gesamten Wärmedämmeigenschaften deutlich verbessern.

Sehr gut müssen dagegen die Hitzeschutzeigenschaften von Perlit bewertet werden, sie liegen bei 1.000 J/kgK. Perlit sorgt also dafür, dass Wärme von außen nur langsam und zeitverzögert nach innen dringen kann. Gerade in den Sommermonaten ist das natürlich von Vorteil. Auch die Brandschutzeigenschaften von Perlit sind sehr positiv zu erwähnen. Erst ab Temperaturen jenseits von 800 Grad Celsius reagiert der Dämmstoff überhaupt, brennbar ist er erst bei Temperaturen über 1.000 Grad Celsius. Daher wird er auch in die Baustoffklassen A1 bzw. A2 für nicht brennbare Baustoffe bzw. Baustoffe mit leichtem Anteil brennbarer Stoffe eingruppiert.

Wo werden Dämmungen aus Perlit häufig eingesetzt?

Dämmungen aus Perlit können sehr vielseitig eingesetzt werden. Vor allem kommen sie in folgenden Bereichen zur Anwendung:

  • Decken- und Fußbodendämmungen
  • Dachdämmungen
  • Außendämmungen (hinter Verkleidungen oder unter Putz)
  • Kerndämmungen bei zweischaligen Wänden
  • Wanddämmungen bei Holzrahmen- und Holztafelkonstruktionen
  • Innendämmungen
  • Dämmungen zwischen Haustrennwänden
  • Hohlraumdämmungen

Bei der Decken- und Fußbodendämmung wird Perlit-Granulat zu einer geschlossenen Dämmschicht aufgeschüttet. Dabei hält diese Dämmung auch größeren Belastungen stand und kann so bei Bedarf auch für das Dämmen der obersten Geschossdecke eingesetzt werden, unabhängig davon, ob diese begehbar sein soll oder nicht. Die Verarbeitung ist fast immer sehr einfach, allerdings kann es zu Feinstaubbelastungen kommen, sodass ein Atemschutz anzuraten ist.

Vor- und Nachteile der Dämmung mit Perlit

Natürlich müssen Bauherren auch beim Perlit damit rechnen, dass es Vor- und Nachteile gibt. Die wichtigsten haben wir in einer Übersicht kurz dargestellt:

Vorteile

  • flexibel und vielseitig einsetzbar
  • geringe Rohdichte belastet mit geringem Eigengewicht die Gebäudekonstruktion nur wenig
  • diffusionsoffen und kapillaraktiv
  • kann Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben, jedoch ohne Imprägnierung auch empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren
  • langlebig und unempfindlich gegen Witterungseinflüsse, Ungeziefer- und Schimmelbefall
  • enthält keine synthetischen Zusatzstoffe
  • entsteht aus „nachwachsendem“ Rohstoff
  • positive Energiebilanz
  • Feuersicherheit, Schall- und Hitzeschutz
  • frei von Schadstoffen
  • recycelbar

Nachteile

  • Dämmungsleistung geringer als bei anderen Dämmstoffen
  • unbehandelt ist Perlit empfindlich gegenüber Feuchtigkeit
  • durch Feuchtigkeitsschäden können Dämmungseigenschaften verloren gehen und es kann zu weiteren Schäden an der Bausubstanz kommen
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