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Passiv Heizen – kann eine gute Raumplanung die Heizkosten senken?

Geht es um die Planung eines neuen Gebäudes, machen sich die zukünftigen Besitzer oft viele Gedanken darüber, wie die Zimmer aufgeteilt oder wie groß sie werden sollen. Energiesparen wird dabei eher selten zum architektonischen Problem. Aber gerade wenn Architektur, Raum und Umwelt in Einklang gebracht werden, kann auch die Wärme der Sonne zum Heizen genutzt werden. Und das sogar ohne Solaranlage. Was dieses sogenannte passive Heizen ist, worauf es dabei ankommt und ob ein passives Heiz-Konzept auch dabei helfen kann, die Energiekosten zu senken, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.

Was bedeutet es, passiv zu heizen?

Das Konzept des passiven Heizens ist die Grundlage heutiger Passivhäuser und bedeutet, dass ein Großteil der Raumwärme ohne technische Anlagen gewonnen werden kann. Möglich wird das durch die Sonnen-Ausrichtung des gesamten Gebäudes sowie aller Fenster und Türen. Denn genauso, wie einzelne Sonnenstrahlen unsere Haut spürbarerwärmen, tragen sie bei richtiger Planung auch dazu bei, herkömmliche Heizungsanlagen zu entlasten.
Passive Heizkonzepte können auch dann genutzt werden, wenn eigentlich kein zertifiziertes Passivhaus - ein Passivaus nach den Qualitätsanforderungen des deutschen Passivhaus-Instituts - gebaut werden soll. Denn unter Beachtung einiger Voraussetzungen, kann auch die Effizienz herkömmlicher Gebäude steigen. Und das oft ohne zusätzliche Kosten.
In jedem Fall beeinflusst die Entscheidung für ein passives Heizkonzept die Gebäudeplanung vom ersten Strich an.

Worauf ist bei einem passiven Heizkonzept zu achten?

Damit passive Heizkonzepte die kostenfreie Energie der Sonne auch ohne zusätzliche Technik nutzen können, sind einige Punkte zu beachten.

Optimale Raumplanung

Besonders wichtig ist, dass das Gebäude optimal zur Sonne ausgerichtet wird. Das heißt, dass Aufenthaltsräume wie Wohn- oder Kinderzimmer nach Süden orientiert werden sollten. Große Fensterflächen sorgen dann dafür, dass ein hoher Anteil der solaren Strahlung die Räume aufheizt. Um gleichzeitig unnötige Wärmeverluste zu vermeiden, fallen die Fenster an den übrigen Außenwänden eher klein aus. Vor allem an der Nordfassade, der Schattenseite des Gebäudes, wird bei vielen Gebäuden sogar oft komplett auf Fenster verzichtet.

Hohe Qualität der Fenster

Neben der Ausrichtung, kommt es bei den eingesetzten Fenstern auch auf die Qualität an. Ausschlaggebend dafür sind U- und g-Wert. Der U-Wert eines Fensters gibt an, wie viel Wärme über das gesamte Element verloren geht. Er ist abhängig von der Verglasung sowie der Konstruktion des Rahmens. Die zweite Fenster-typische Größe, der g-Wert, wird auch Energiedurchlassgrad bezeichnet und gibt an, wie viel Strahlungsenergie durch das Fenster gelangt. Während der U-Wert möglichst klein sein sollte, ermöglicht ein hoher g-Wert hohe solare Gewinne, vor allem bei den Fenstern auf der Süd-Seite.

Schutz vor Überhitzung im Sommer

Ein Problem in Häusern mit passiven Heizkonzepten ist die hohe Kühllast. Denn während große Fensterflächen im Winter zur Unterstützung der Heizung beitragen, sorgen sie im Sommer für hohe Temperaturen in den Gebäuden. Einfache Verschattungs-Anlagen verhindern dabei ein zu starkes Aufheizen und steigern den Wohnkomfort in der warmen Jahreszeit. Möglich wird das zum Beispiel mit außenliegenden Sonnenschutzeinrichtungen, die den natürlichen Lauf der Sonne ausnutzen. Denn während diese im Winter sehr tief steht, scheint sie den Sommer über in einem großen Winkel auf die Fenster, vor denen auskragende Bauteile oder Lamellen für ausreichend Schatten sorgen. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht diesen Effekt.

passiv heizen

Dämmung und Luftdichtheit

Vor allem in zertifizierten Passivhäusern ist auch der Wärmeschutz besonders wichtig. Denn über eine luftdicht verschlossene und gut gedämmte Gebäudehülle können die Wärmeverluste so weit reduziert werden, dass die passiv gewonnene Solarwärme fast allein für die Beheizung ausreicht. Während das Passivhaus einen Extremfall darstellt, profitieren herkömmliche Häuser auch ohne übermäßig starke Dämmung von der passiven Wärmequelle. In Hinblick auf die Forderung von EU und Bund, dass ab 2021 jedes neu errichtete Gebäude als Niedrigenergie-Haus ausgeführt werden soll, ist es aber dennoch sinnvoll, die Mindestanforderungen der Energieeinsparverordnung schon heute zu übertreffen. Denn das sichert langfristig niedrige Heizkosten und einen stabilen Wert der Immobilie.

Lüftungskonzept

Unabhängig davon, ob sich Bauherren bei einem Neubau für ein passives Heizkonzept entscheiden oder nicht, muss ein Lüftungskonzept angefertigt werden. Denn das stellt neben einer hohen Luftqualität auch den Schutz vor Schimmel und anderen feuchtebedingten Bauschäden sicher. Während Lüftungsanlagen in alten, oft undichten Gebäuden durch natürliche Luftströmungen nicht notwendig waren, können Anlagen zur kontrollierten Wohnungslüftung heute sogar die Restwärme der verbrauchten Luft nutzen, um frische Außenluft vorzuwärmen. Somit geht keine Energie unnötig verloren.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  1. Raumplanung: Aufenthaltsräume wie Wohn- oder Kinderzimmer nach Süden ausrichten
  2. Fensterplanung: große Fensterflächen nach Süden, Kleine nach Norden ausrichten
  3. Fensterqualität: möglichst geringe U-Werte, bei Süd-Fenstern auf hohe g-Werte achten 
  4. Verschattung: Auskragende Bauteile oder Lamellen verhindern zu starkes aufheizen im Sommer
  5. Wärmeverluste: hohe Gebäudedichtheit und Wärmedämmung sichern niedrige Energiekosten
  6. Luftqualität: Lüftungsanlagen schaffen Komfort und schützen vor Schimmel und feuchtebedingten Bauschäden

Kann die passive Heizung auch in herkömmlichen Häusern Energie sparen? 

Kurz gesagt: Ja! Denn auch in herkömmlichen Gebäuden wird es durch eine energieoptimierte Architektur- und Raumplanung möglich, die Wärme der Sonne passiv zu nutzen, die Heizungsanlage zu entlasten und Energiekosten zu sparen. Die Mehrkosten für die optimale Anordnung von Räumen und Fenstern sollten, zumindest in frei geplanten Häusern, kaum spürbar sein.
Neben der Energieeinsparung ergibt sich aus den passiven Heizkonzepten auch noch ein weiterer Vorteil: Durch große, nach Süden ausgerichtete Fenster, wird der neue Wohnraum von Licht durchflutet. Das schafft nicht nur einen hohen Wohnkomfort, sondern trägt auch dazu bei, die Beleuchtungskosten zu senken.
Die Qualität des Gebäudewärmeschutzes hat keinen direkten Einfluss auf die Nutzung der passiven Solarenergie. Oft ist es aber so, das anfallende Mehrkosten einer stärkeren Dämmung oder besserer Fenster, durch günstigere Förderkonditionen und niedrigere Energiekosten ausgeglichen werden. Ein Vergleich lohnt sich in jedem Fall.

 

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