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Montagepflicht für E-Auto-Steckdosen?

Der Kurs der EU ist schon seit Jahren klar abgesteckt: weniger Emissionen, weniger Verbrauch von fossilen Energieträgern. Zu ihrem Maßnahmenkatalog gehört auch, Elektroautos endlich zu einem europaweiten Erfolg zu verhelfen.

Von den neuen Plänen sind Hausbauer und Sanierer getroffen

Ab 2023 brechen bei der Elektromobilität neue Zeiten an. Nach dem Willen der EU-Kommission soll es an jedem neuen Wohngebäude eine Möglichkeit geben, E-Autos aufzuladen. Wenn es sich um ein größeres Haus mit einem Parkplatz handelt, müssen mindestens 10 % der Stellplätze mit einer stationären Ladestation ausgestattet werden. Doch nicht nur neue Bauprojekte sind in diese Pläne einbezogen, auch für Sanierungsobjekte sollen die künftigen Vorgaben gelten.
Die Absicht dahinter ist klar: Die Gründe für die in Deutschland oft thematisierte Erfolglosigkeit von E-Autos liegen nicht nur in ihrer zu geringen Reichweite, sondern auch an dem gravierenden Mangel an Ladestationen.
Nach derzeitigem Stand werden die hierfür nötigen Kosten für den Kauf und die Montage der Ladestationen  von den Bauherren getragen. Eine für ein Einfamilienhaus ausreichende Ladestation kostet aktuell in der Basisausstattung ungefähr 800 Euro. Dazu kommen noch die Kosten für die Montage und Elektroinstallation. Sie lassen sich nur im Einzelfall ermitteln, weil die jeweiligen örtlichen Voraussetzungen wie beispielsweise die Notwendigkeit von Mauerdurchbrüchen, Grabungsarbeiten oder die Entfernung zwischen Stellplatz und Sicherungskasten eine Rolle spielen. Erfahrungsgemäß sollten hierfür zusätzlich 500 bis 2.000 Euro einkalkuliert werden.
Bei größeren Gebäuden kommt es darauf an, über welche Leistung eine Ladestation verfügen soll. Die EU-Kommission gibt für die sogenannten Supercharger Kosten von bis zu 75.000 Euro an. Diese Geräte laden ein E-Auto innerhalb von 20 Minuten komplett auf. Standardmodelle, wie sie derzeit an wenigen Markentankstellen zu finden sind, kosten mindestens 6.000 Euro.

Begeisterung für Ladestation-Verpflichtung hält sich noch in Grenzen

Der Eigentümerverband Haus und Grund betrachtet diese Pläne mit Skepsis und kritisiert, dass hier eine Technologie massiv unterstützt wird, deren Zukunftsaussichten völlig ungewiss sind.
Kurios: Die Europäische Umweltagentur (EUA/EEA), eine Agentur der Europäischen Union, hat ebenfalls Zweifel daran, ob diese geplanten Vorgaben sinnvoll sind. Die dortige Forschungsabteilung hat auf der Grundlage des heutigen Energiemixes, zu dem in Kohlekraftwerken produzierter Strom gehört, ermittelt, dass eine europaweite Einführung dieser Pläne bis 2050 zu einer Verfünffachung der Schwefeldioxid-Emissionen führen würde. Die EEA vertritt außerdem die Ansicht, dass die von der EU-Kommission gewünschte Ausweitung der Elektromobilität, die ebenfalls bis Mitte dieses Jahrhunderts 80 % der Fahrzeuge erfasst haben soll, die Versorgungskapazitäten stark belasten wird. Sie schätzt, dass allein in Europa dadurch der Bau von 50 neuen Kraftwerken nötig werden könnte.
Die Umweltagentur unterstreicht zwar die Wichtigkeit des Einsatzes von erneuerbaren Energien, zweifelt aber wegen der lokalen Voraussetzungen in den einzelnen EU-Ländern an der praktischen Durchführbarkeit.

Ist die lokale Stromspeicherung die Lösung?

Die Wirtschaft arbeitet bereits an Alternativen. Der Stromkonzern Vattenfall, der Autohersteller BMW sowie der Batteriehersteller Bosch haben kürzlich in der Nähe von Hamburg einen neuartigen Stromspeicher errichtet. Das Prinzip hinter der Entwicklung mit dem Namen „Battery 2nd Life“: BMW liefert gebrauchte Batterien von E-Autos der eigenen Marke, die nach einer Aufbereitung durch Bosch zu einem stationären Stromspeicher, der von Vattenfall betrieben wird, zusammengeschaltet werden. Die Energie aus diesem Speicher steht innerhalb weniger Sekunden bereit, sodass die Schwankungen von Windkraft- und Solaranlagen ausgeglichen werden können. Auf diese Weise kann eine gute Netzstabilität erreicht werden. Der Start erfolgte mit 2.600 gebrauchten Batterien, der Speicher hat eine Leistung von 2 MW und kann 2.800 kWh Strom speichern. Das Projekt ist zunächst auf zehn Jahre angelegt, die Projektpartner sind von seinem Erfolg überzeugt.

 

 

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