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Jetzt noch einen Kaminofen anschaffen und auf Holz umsteigen?

Spätestens seit Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine wird weniger russisches Gas nach Deutschland geliefert, was die Energiepreise enorm in die Höhe getrieben hat. Strom, Gas, Öl, Benzin, Lebensmittel – alles ist sehr sehr teuer geworden. Viele Menschen sind deshalb auch verunsichert, wie sie über den kalten Winter kommen sollen und denken über Alternativen zu Öl und Gas nach. Und schließlich gilt Holz schon seit Jahrtausenden zu den bewährten Brennstoffen und könnte vielleicht das Mittel der Wahl sein, sich von fossilen Brennstoffen unabhängiger zu machen. Oder?

Aber ob das Heizen mit Holz als nachwachsender Rohstoff wirklich sparsamer ist und wie sich die heimelige Atmosphäre am Kaminofen auf Gesundheit und Umwelt auswirken kann, wird aktuell noch immer heiß diskutiert. Befürworter des natürlichen Brennstoffs bleiben bei ihrer Meinung, dass das Heizen mit Holz klimaneutral erfolgt, während die Natur- und Umweltforschung klimaschädliche Ergebnisse präsentiert und auch die Gesundheit gefährdet sieht.

Lohnt sich jetzt noch die Anschaffung eines Kaminofens?

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums dienten im Frühjahr 2022 etwa 6,2 Millionen Kaminöfen sowie 1,2 Millionen Kachelöfen der Zusatzheizung in deutschen Haushalten. Diese Öfen heizen in der Regel den Aufstellraum auf und verbreiten dort im Winter eine angenehme Wärme. Nach den Preisexplosionen bei Öl, Gas und Strom wünschen sich viele Menschen, etwas mehr autark leben zu können und unabhängiger zu sein. Gleichzeitig mit den stark angestiegenen Energiepreisen ist auch die Nachfrage nach Holzöfen drastisch in die Höhe geschnellt. Und dies gilt nicht nur für den deutschen Markt, sondern auch in anderen Ländern Europas und insbesondere in den USA.

Grundsätzlich verbreitet das Holzfeuer im Kaminofen eine gemütliche Atmosphäre. Doch auch wer sich aktuell für die Anschaffung eines Kaminofens entscheidet, könnte schnell enttäuscht werden. Bei Fachhändlern und in Baumärkten sind Kaminöfen schon ausverkauft. Es werden sogar Wartelisten geführt. Für Bestellungen gelten verlängerte Lieferzeiten, die weit über die Wintermonate reichen. Wer Glück hat findet online einen Restposten oder kann einen gebrauchten Ofen ergattern. Dann muss der Kaminofen aber auch noch angeschlossen und vom Schornsteinfeger abgenommen sowie freigegeben werden. Auch das kann im Moment nach Auskunft des Schonsteinfeger-Handwerks einige Wochen oder sogar Monate dauern.

Wichtig: Neue Kaminofenverordnung ab 2024

Wer bereits einen Kaminofen hat und auch die Menschen, die über die Anschaffung eines neuen (oder vielleicht sogar gebrauchten) Kaminofens nachdenken, müssen spätestens ab 2024 die neue Kaminofenverordnung einhalten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der neue Kaminofen erst gar keine Zulassung erhält, erweitert werden muss oder zum Stichtag aus dem Betrieb genommen wird.

Aus Umweltschutzgründen hat der Gesetzgeber die Anforderungen an Feuerungsanlagen mit festen Brennstoffen, wozu Kaminöfen gehören, noch einmal erhöht. Der Betrieb von Kaminöfen unterliegt dem BImSchV (Bundes-Immissionsschutzgesetz), das die Schadstoffgrenzen definiert und Brennstoffe reglementiert. Hiernach müssen insbesondere ältere Kaminöfen häufig nachgerüstet oder außer Betrieb genommen werden.

Generell sollten Besitzer von Kaminöfen bereits jetzt Einsicht in die letzte Prüfstands-Messbescheinigung des Schornsteinfegers nehmen und diese Daten mit den neuen Anforderungen vergleichen. Bei besonders alten Ofenmodellen sollte frühzeitig über eine Neuanschaffung oder eben eine Alternative nachgedacht werden.

In der Novelle aus 2010 wurden die Schadstoffgrenzen überarbeitet, wonach

als einzuhaltende Anforderungen definiert wurden.

Kaminöfen, die nach 2010 gebaut und verkauft wurden, entsprechen diesen Anforderungen in der Regel. Für eine Umrüstung bietet der Fachhandel passive Feinstaubfilter an. Viele nicht den Anforderungen entsprechende Feuerungsanlagen müssen bis spätestens Ende 2024 umgerüstet werden. Wer sich nicht an die neuen Vorschriften und Nachrüstfristen hält, riskiert ein Bußgeld bis zu 50.000 €.

Ökologische und gesundheitliche Aspekte beim Heizen mit Holz

Seit Jahrhunderten wird mit Holz geheizt. Früher haben sich Menschen wahrscheinlich eher wenig Gedanken über ökologische und gesundheitliche Aspekte des Heizens mit Holz gemacht. Insbesondere der gesundheitliche Aspekt wird stark diskutiert: Beim Verbrennen von Holz werden neben CO2 auch Stickstoffverbindungen, Schwefelverbindungen, Kohlenmonoxid und Feinstaub freigesetzt. Das UBA (Umweltbundesamt) geht davon aus, dass 10 % der gesamten Feinstaub-Emissionen in Deutschland der Holzverbrennung zugeschrieben werden muss, wobei in den Wintermonaten der Anteil sogar auf 20 % geschätzt wird.

Vom UBA wird Feinstaub als nicht mit bloßem Auge sichtbare Partikel definiert. Feinstaub kann beim Atmen in die Lunge eindringen und sich festsetzen, was mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden sein kann. Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Bronchitis werden mit Feinstaub in Verbindung gebracht. Feinstaub gilt als krebserregend und steht im Verdacht, sich auch schädigend auf das Herz-Kreislauf-System auswirken zu können.

Das UBA kommt zu dem Ergebnis, dass ein neuer Kaminofen in handelsüblicher Größe beim Betrieb unter Volllast etwa 500 mg Feinstaub pro Stunde emittiert, was etwa 100 km mit dem PKW der Euro 6 Abgasnorm entspricht. Diese Feinstaubbelastung soll selbst dann entstehen, wenn der Ofen unter idealen Bedingungen betrieben wird. Wird dann noch zu feuchtes oder ungeeignetes Holz verbrannt, werden entsprechend mehr Schadstoffe und Feinstaub freigesetzt. Und wegen der stark angestiegenen Holzpreise neigen Menschen eher dazu, ungeeignetes Holz im Kaminofen zu verbrennen.

Insbesondere bei der sogenannten Inversionswetterlage an kalten Tagen kann sich die Belastung mit Schadstoffen und Feinstaub verdichten. Im Winter sind die oberen Luftschichten wärmer als die unteren Luftschichten, was einen Luftaustausch zwischen den Schichten erschwert und Schadstoffe entsprechend länger „unten“ hält. Wird in Wohngebieten mit vielen Kaminöfen an verhältnismäßig niedrigen Schornsteinen also vermehrt geheizt, können sich die Abgase entsprechend länger in Bodennähe aufhalten. Der typische Geruch von verbranntem Holz kann dann auch länger auf der Straße festgestellt werden.

Holz als Brennstoff

Auch das Holz wird knapp und entsprechend teuer. Die enorme Nachfrage hat auch die Brennholzpreise in die Höhe getrieben, sodass das Heizen mit dem Kaminofen im Vergleich zu anderen Brennstoffen auch nicht mehr viel günstiger ist.

Holz war eigentlich immer als CO2-neutraler Brennstoff und langsam nachwachsender Rohstoff bekannt. Bei der Verbrennung setzt Holz nur die Menge an Kohlendioxid frei, die der jeweilige Baum im Laufe seines Wachstums aufgenommen hat und die mittelfristig durch neue Pflanzungen wieder gebunden werden kann.

Aber auch hier weist der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) darauf hin, dass die CO2-Emissionen für die Ernte des Holzes, den Transport und die Verarbeitung hinzugerechnet werden müsse und die Holzverfeuerung dann nicht mehr als klimaneutral betrachtet werden könnte, sondern sogar klimaschädlich. Hier kommt es natürlich darauf an, woher das Holz stammt. Beziehen Ofenbetreiber ihr Brennholz vom regionalen Forst oder Sägewerk, sieht die Klimabilanz sicherlich besser aus als bei der Bestellung von vorgefertigten Holzscheiten aus dem Ausland.

Die hohe Nachfrage nach Holz und Öfen legt nahe, dass mehr Holz zum Heizen verwendet wird als in den vergangenen Jahren. Ob tatsächlich gemäß dem Grundsatz der Nachhaltigkeit nach der Holzernte auch in gleichem Umfang aufgeforstet werden konnte, sei auch vor dem Hintergrund der Borkenkäfer-Plage oder Dürreperiode einmal dahingestellt.

Der Bundesverband Brennholzhandel & Brennholzproduktion weist darauf hin, dass das aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammende Holz streng limitiert ist. Die gestiegene Nachfrage wird also nicht dazu führen, dass den Wäldern mehr Holz entnommen wird. Brennholz muss zudem zunächst trocknen. Die verfügbaren Kontingente an Brennholz sind deshalb schon seit Monaten ausverkauft. Orientierung beim Kauf von einheimischem Holz bieten beispielsweise das FSC-Siegel oder das Naturland-Siegel, die beide für nachhaltige Forstwirtschaft stehen.

Neue Kaminofen-Besitzer können also wahrscheinlich nicht auf regionales Brennholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zugreifen. Schnell verfügbares oder lieferbares Brennholz stammt demnach eher aus dem Ausland – mit entsprechender Klimabilanz. Holz aus osteuropäischen Ländern kommt häufig aus Wäldern, die teilweise rücksichtslos für Brennholz gerodet werden. Nicht selten gibt es auf dem Holzmarkt nur noch Holz, das maschinell mit Luftgebläsen getrocknet wurde. Der Prozess des Lufttrocknens erfordert Zeit und riesige Lagerflächen, weshalb das entsprechend klimafreundliche Brennholz schon längst ausverkauft ist. Wer fix und fertig gespaltenes und getrocknetes Holz bestellt, bezahlt dann nicht zuletzt auch die gestiegenen Kraftstoffkosten für die Maschinen und Treibstoffe für den Transport.

Fazit

Wer schon einen Kaminofen hat, der den modernen Standards entspricht, der sollte sich bei fachgemäßem Gebrauch und dem richtigen (und trockenen) Brennholz über eine angenehme Atmosphäre im Wohnraum freuen. Vielleicht lässt sich durch den Ofen auch etwas Gas oder Öl und damit Geld sparen. Dies kann heute jedoch nur dann der Fall sein, wenn der Brennstoff Holz in ordnungsgemäßer Qualität zu einem vernünftigen Preis gekauft werden kann.

Verbraucher sollten aus Klimaschutzgründen darauf achten, woher das Holz stammt. Nur dann, wenn bei der Holzproduktion auf eine nachhaltige Forstbewirtschaftung geachtet wird und auch Ernte, Weiterverarbeitung und Transport umweltschonend erfolgen, besteht die Möglichkeit einer nahezu klimaneutralen Verbrennung. Eigentlich müsste in allen Bereichen vom Ofen über die Bedienung bis hin zum Holz alle Idealwerte eingehalten werden, um an der Klimaneutralität festhalten zu können. In der Praxis dürfte sich dies als schwierig darstellen.
Wer jedoch jetzt darüber nachdenkt, sich einen Kaminofen anzuschaffen, der muss mit langen Wartezeiten für Ofen, Anschluss, Zulassung bzw. Abnahme und geeignetem Holz rechnen. Ohne einen zufälligen „Glücksgriff“ beim Ofenkauf oder der Möglichkeit, im nahegelegenen Waldgebiet noch auf Restposten trockenen Brennholzes zu stoßen, sieht es für die aktuelle Heizperiode eher schlecht aus.

Zu überlegen wird jedoch auch sein, ob nicht zuerst die Entwicklungen abgewartet werden sollten. Die Rufe nach dem Verbot von Brennholz-Befeuerung werden lauter. Ob durch den Gesetzgeber noch mehr eingreifende Verordnungen und Regelungen erfolgen, ist bislang leider noch nicht abzusehen. Wer in Bezug auf seine gesamte Heizung auf der sicheren Seite sein möchte, informiert sich besser über Wärmepumpen und Solarthermie.

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