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Hausbau im Winter

Bis vor wenigen Jahren wurde in den Wintermonaten überhaupt nicht gebaut. Bis zum Wintereinbruch mussten Rohbauten stehen, die dann zu überwintern hatten und schließlich vor Beginn der nächsten Bauphase erst einmal austrocknen mussten. Bis zum Jahre 1886 war das winterliche Bauen in Städten wie Leipzig sogar baupolizeilich verboten. Zum Glück für Bauherren, Bauunternehmer und Hausanbieter ist das Bauen im Winter heute dank innovativer Materialien und technischer Fortschritte weitgehend unproblematisch.

Bauen im Winter – auf die Temperaturen kommt es an

Bauen im WinterHeute kann je nach Witterungsverhältnissen auch noch zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest eine Baugrube ausgehoben und eine Bodenplatte gegossen werden. Die moderne Baustoffchemie macht es möglich, dass Baumaterialien bei Temperaturen oberhalb von fünf Grad Celsius ordnungsgemäß verarbeitet werden können. Unterschreiten die Temperaturen diese Grenze, müssen die Materialeigenschaften der Baustoffe ganz genau beobachtet und zum Schutz vor Schäden an der Bausubstanz Vorkehrungen getroffen werden. Provisorische Überdachungen und Abdeckungen schützen dann den Bau, dessen Öffnungen idealerweise verschlossen werden, um auch eine effiziente Beheizung sicherzustellen. Ohne geeignete Schutzmaßnahmen wird riskiert, dass wasserlösliche und wassergebundene Baumaterialien wie Beton, Zement, Mörtel, Putz, Kleber und Anstriche ihre Materialeigenschaften unter Einfluss der Witterung verändern. Auch bereits eingebrachte und noch nicht komplett getrocknete Baustoffe müssen vor Nässe und Kälte geschützt werden, weshalb sich die Beheizung des Rohbaus insbesondere auch vor Beginn der Innenarbeiten empfiehlt. Rohrleitungen, Putze und andere Komponenten laufen sonst ebenfalls Gefahr, Schaden durch Frost und Feuchtigkeit zu nehmen.

Risiken abwägen und zusätzliche Kosten einplanen

Besonders empfindlich sind beim Hausbau Mauerwerk und Gestein. Werden Maurerarbeiten ohne Schutzmaßnahmen bei zu niedrigen Temperaturen durchgeführt, verlieren Kleber und Mörtel ihre Haftungseigenschaften. Es kommt zu Rissen im Mauerwerk, die die Standfestigkeit nachhaltig beeinträchtigen. Auf bereits gefrorenem Mauerwerk und mit gefrorenen Steinen darf gar nicht erst weiter gearbeitet werden. Beschädigte Stellen im Mauerwerk müssen vor der nächsten Bauphase sorgfältig abgetragen, Schäden behoben und frisches Mauerwerk mit Folien geschützt werden, was Zeit und Geld kostet.
Auch Hölzer und Beton dürfen nur eingebracht werden, sofern es draußen eis-, frost- und schneefrei ist. Zwar lassen sich Schalungen, Mischgüter und Wasser anwärmen oder mit Frostschutzmitteln versehen, aber auch bei der Betonverarbeitung im Winter muss zwingend zu zusätzlichen Schutzfolien und -platten gegriffen werden. Des Weiteren müssen zur Vermeidung von Spätschäden die Schalungen deutlich länger im Bauwerk verbleiben, was sogar bis zu sechs Wochen Zeit in Anspruch nehmen und folgende Bauphasen sowie die Zeitplanung beeinträchtigen kann.

Feuchtigkeit und Schimmel vermeiden

Das größte Problem beim Hausbau im Winter ist die auf den Bau einwirkende Feuchtigkeit. Den Baumaterialien muss zur Vermeidung von Schimmel die Möglichkeit gegeben werden, vollständig zu trocknen. In Innenräumen entsteht durch das Verputzen von Wänden oder durch das Aufbringen von Estrich viel Feuchtigkeit, die nur durch sorgfältiges Lüften und Heizen entweichen kann. Sofern der Bau in dieser Bauphase noch nicht über eine Heizungsanlage verfügt, sollte zur Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden mit elektrischen Bauheizungen geheizt werden, die nicht unerhebliche Kosten verursachen.  Hat sich der Schimmelpilz bereits verbreitet, kommt nur eine aufwendige Sanierung in Betracht.

Verzögerungen einkalkulieren

Bei einem Hausbau im Winter kalkuliert der erfahrene Massivhaus-Anbieter im Vergleich zum Sommerbau deutlich mehr Bauzeit für die jeweiligen Bauabschnitte ein. Grund hierfür sind verlängerte Trocknungszeiten und das Risiko, dass am Bau wegen plötzlich eintretender Kälteperioden eine Zwangspause eingelegt werden muss.
Bauherren sollten bei ihren Planungen berücksichtigen, dass unvorhersehbare Kälteeinbrüche in den jeweiligen Bauphasen die Arbeiten nicht nur erschweren, sondern auch zum Stillstand kommen lassen können. Gefrorene Mauersteine können beispielsweise gar nicht verarbeitet werden, Mörtel darf nicht gefrieren und auch die Trocknungszeit von Beton verlängert sich bei Minusgraden enorm, sodass die folgenden Gewerke das Aushärten erst abwarten müssen.
Flexible Zeitplanungen sind daher auch zum Schutz des Bauwerkes von existenzieller Bedeutung und sollten auch vom Bauherrn einkalkuliert werden.

Fazit und Denkanstöße

  • Generell ist der Hausbau im Winter möglich und wird von renommierten Massivhaus-Anbietern auch erfolgreich praktiziert. Jedoch sollten Bauherren unbedingt auf die Hinzuziehung erfahrener Hausanbieter, Architekten und Handwerker achten, die über das erforderliche Know-how in Bezug auf Materialeigenschaften und Witterungseinflüsse verfügen.
  • Das Sparen ist beim Hausbau im Winter eher fehl am Platz. Sofern beispielsweise an der für viele Arbeiten erforderlichen Beheizung des Rohbaus gespart wird, riskiert der Bauherr neben Schäden an der Bausubstanz auch die gesundheitlich gefährliche Schimmelbildung sowie die nicht unerheblichen Kosten für Reparaturen und Sanierungen. Gleiches gilt für Schutzplanen, Schutzfolien und andere Maßnahmen, den Bau vor Frost, Schnee und Nässe zu schützen. Auch hieran darf nicht gespart werden, um naturgemäß noch kostenintensivere Schäden zu vermeiden.
  • Unter bauphysikalischen Aspekten und vor wirtschaftlichen Hintergründen kann eine Winterpause am Bau generell dann angeraten werden, wenn die Temperaturen fünf Grad Celsius unterschreiten und mit Frost oder Schnee zu rechnen ist.
  • Wenn Bauherren jedoch wegen einer kontinuierlichen Doppelbelastung aus Miete und Baufinanzierung oder wegen einzuhaltender Kündigungsfristen ein besonders großes Interesse an der Fertigstellung des Hauses haben, kann  ein Hausbau auch im Winter durchaus durchgeführt werden und sich im Einzelfall auch wirtschaftlich lohnen.
  • Bauen in den Wintermonaten ist immer eine Herausforderung. Dennoch gelingt mit dem richtigen Baupartner und etwas Geduld auch der Hausbau im Winter.

 

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