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Ist die Gas-Brennwertheizung heute noch die richtige Entscheidung?

Die Baubranche erlebt bereits seit ein paar Jahren eine Hochphase. Klar, niedrige Zinsen machen den Traum vom eigenen Haus auch für Menschen mit geringerem Einkommen interessant. Doch wer das Abenteuer „Hausbau“ schon hinter sich hat, weiß, wie schwierig diese Zeit tatsächlich ist. Es gibt so viele Entscheidungen zu treffen und einige Vorschriften zu beachten. Eine der wichtigsten Entscheidungen beim Hausbau ist wohl die Frage nach der richtigen Heizungstechnik.

Die Möglichkeiten sind heute sehr vielfältig und längst nicht mehr nur auf Öl- oder Gasheizungen beschränkt. Ganz im Gegenteil. Zudem kommen Gesetze wie das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich hinzu, dem zufolge bereits heute ein Teil der Wärme aus erneuerbaren Energien stammen muss. Verschärft wird dieses Gesetz ab 2021 durch die „Niedrigst-Energiegebäude-Richtlinie“, wonach ab diesem Jahr nur noch Gebäude gebaut werden dürfen, die nur sehr wenig Energie verbrauchen. Zu Recht stellen sich Bauherren nun die Frage, ob sich die Investition in eine Gas-Brennwertanlage überhaupt noch lohnt.

Ist die Gas-Brennwertheizung denn überhaupt noch zulässig?

Die erste Frage, die es zu beantworten gilt, ist die nach der Zulässigkeit einer Gas-Brennwertanlage. Im Juristen-Dschungel, im Dickicht von Verordnungen und Gesetzen blickt man als Bauherr nur selten ganz durch. Die einfache Antwort (jedenfalls 2017) lautet: Ja, Sie dürfen die Gas-Brennwertheizung in Betracht ziehen. Es gibt allerdings ein kleines „Aber“. Das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich besagt, dass bei einem Neubau ein Teil der Wärme aus erneuerbaren Energien stammen muss. Das bedeutet, dass Sie bei der Heizung zweigleisig fahren müssen. Entscheiden Sie sich für ein Doppel mit der Solarthermie-Anlage, so müssen 15 % des Wärmebedarfs durch diese gedeckt werden. Bei Biomasse müssen schon 30 % daraus gewonnen werden und bei Geothermie und Umweltwärme 50 %. Bei besonders energieeffizienten Häusern kann jedoch auf den erneuerbaren Anteil verzichtet werden.

Die Energiewelt verändert sich.

Die Technologien verändern sich immer schneller. Getrieben durch gesetzliche Änderungen und Forderungen und in dem Bewusstsein, dass Gas und Öl nicht in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen, wird immer weiter an neuen Möglichkeiten gearbeitet. So schien die Energiegewinnung aus Sonne und Luft eine gute Idee. Ist sie auch. Doch noch immer gibt es keine ausreichenden Speichermöglichkeiten, um für eine konstante Zufuhr zu sorgen. Andererseits gibt es auch eine Bewegung, die künstliches Gas herstellt. Die so genannte Power-to-Gas-Technologie nutzt den überschüssigen Strom aus Wasser, Wind und Sonne. In einem bahnbrechenden Verfahren entsteht durch die Trennung von Sauerstoff und Wasserstoff und weiteren Schritten ein synthetisches Erdgas. So kann Gas, sollte sich diese Technologie durchsetzen, in naher Zukunft ebenfalls zu den erneuerbaren Energien zählen. Da diese Technologie heute jedoch eher noch Zukunftsmusik ist, müssen Sie als Hausbauer Ihre Entscheidung aufgrund heutiger Erkenntnisse und Möglichkeiten treffen.

Lohnt sich die Gas-Brennwert-Heizung denn überhaupt noch?

Wer heute in eine neue Heizung investiert, gleich, ob es sich um einen Neubau oder um eine Bestandsimmobilie handelt, der möchte geringe Kosten für den Einbau und geringe Kosten für den Betrieb der Anlage. Immerhin soll die neue Heizung ein paar Jahre, vielleicht Jahrzehnte halten. Da lohnt sich der Blick auf die Kosten. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von grenzkostenbehafteten und grenzkostenfreien Technologien. Das bedeutet, dass man nicht nur auf die Kosten für die Anschaffung, sondern auch auf die Kosten schaut, die durch den Betrieb entstehen. Bei einer Gasheizung wären das die Gaskosten, die Sie für ein warmes Zuhause aufbringen müssen. Viele Heizungsarten funktionieren nach diesem Prinzip. Eine Ausnahme stellt beispielsweise die Solaranlage dar. Hier zahlen Sie den Einbau und die Anlage selbst. Eventuell kommen auch Wartungskosten auf Sie zu, jedoch keine Kosten für den Betrieb. Bevor Sie jetzt zu den grenzkostenfreien Technologien greifen, sollten Sie einen Vergleich über mehrere Jahre ziehen. Summieren Sie die Kosten für Anschaffung, eventuelle Wartung und Brennstoffe. Berechnen Sie die Kosten am besten auf die gesamte Lebensdauer der neuen Heizung. Denn Fakt ist, die Gasheizung und die zugrunde liegende Technologie sind heute ausgereift. Die Kessel und die Brennanlagen halten sehr lange. Das kann man von modernen und neuen Technologien nicht immer sagen.

Um es Ihnen ein wenig leichter zu machen, stellen wir hier einen kleinen Vergleich an. Dabei wollen wir die Gas-Brennwertheizung der Wärmepumpe gegenüberstellen.

Diese Kosten entstehen bei einer Erdwärme-Pumpe.

Die Anschaffung sowie die Installation kosten mindestens 11.000 Euro. Bedenkt man, dass die erste Bohrung eventuell nicht erfolgreich ist, müssen Sie mit höheren Kosten für weitere Bohrungen rechnen. Etwa 4.000 Euro kommen für weiteres Equipment dazu. Damit liegen die Anschaffungskosten bis zum Betrieb bei stolzen 15.000 Euro.
Damit die Pumpe betrieben werden kann, müssen Sie mit Stromkosten von etwa 700 Euro/Jahr rechnen. Denn das gewonnene Erdgas muss weiter erhitzt werden, damit es genutzt werden kann. Die Instandhaltung schlägt nochmals mit etwa 100 Euro pro Jahr zu buche. Wird der Kauf über einen Kredit finanziert, müssen Sie bei einer Laufzeit von etwa 20 Jahren mit weiteren 1.000 Euro rechnen. Die totalen Kosten, die innerhalb von 20 Jahren auf Sie zukommen, liegen bei etwa 46.000 Euro.

Diese Kosten entstehen bei einer Solar-Thermie- und Gas-Brennwertheizung.

Bei einem Neubau müssen Sie, wie oben beschrieben, einen Teil der Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Hier hat sich die Solar-Thermie in Verbindung mit der Gas-Brennwertheizung als effizient erwiesen. Doch welche Kosten kommen hier auf Sie zu? Der Anschaffungspreis inklusive Installation, den Kollektoren und Puffern liegt bei 11.000 Euro. 500 Euro müssen Sie beim Betrieb für Gas jährlich ausgeben und weitere 120 Euro für Strom. Die Instandhaltungskosten liegen bei etwa 250 Euro pro Jahr. Auch hier gehen wir davon aus, dass der Kauf über einen Kredit abgedeckt war, und berechnen 800 Euro für laufende Zinsen. Im ersten Jahr kommen Sie so auf Kosten in Höhe von etwa 1600 Euro und auf 20 Jahre gesehen auf etwa 44.500 Euro Gesamtkosten.

Was kostet das Heizen mit einer Gasheizung im Vergleich zu einer Wärmepumpe?

Wie Sie anhand unseres Beispiels oben sehen können, zahlen Sie pro Jahr etwa 150 Euro mehr für das Heizen mit einer Wärmepumpe. Die Kosten für Gas können Sie jedoch zu Ihren Gunsten beeinflussen. Indem Sie einerseits für weniger Verbrauch sorgen und andererseits die Gaspreise verschiedener Anbieter vergleichen.

Inwieweit lassen sich die Kosten für Gas, also der Gasverbrauch, beeinflussen?

Die Kosten für Gas hängen natürlich von Ihrem individuellen Verbrauch ab. Dabei gibt es immer Faktoren, die Sie beeinflussen können.

Hier ein paar einfache Tipps, deren Effizienz Sie direkt bemerken werden.

  • Verdecken Sie die Heizung nicht durch Möbel oder andere Gegenstände.
  • Entlüften Sie die Heizungsrohre regelmäßig.
  • Heizen Sie bewusst. Schlafräume müssen nicht so warm sein wie Wohnräume. Wenn Sie tagsüber nicht zu Hause sind, reicht meist auch eine geringere Temperatur. Auch nachts können Sie die Temperatur in den Wohnräumen senken.
  • Lüften Sie richtig. Vermeiden Sie gekippte Fenster.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Haus die Wärme halten kann. Eventuell macht es Sinn, in neue Fenster oder eine Außendämmung zu investieren.

Vergleichen Sie Gastarife.

Den Wenigsten ist wirklich bewusst, wie einfach der Wechsel des Gasanbieters läuft. Stattdessen bleiben viel zu viele beim regionalen Platzhirsch und nehmen deutlich höhere Kosten in Kauf. Durch den einfachen Wechsel lassen sich auf einen Schlag mehrere Hundert Euro einsparen. Der regelmäßige Vergleich lohnt sich aber auch nach einem ersten Wechsel. In der Regel laufen Energieverträge zwölf Monate.
So können Sie im Grunde jedes Jahr wechseln und bekommen so häufig sogenannte Wechsel- oder Neukundenprämien zusätzlich zu geringeren Strom- oder Grundkosten. Gastarife vergleichen können Sie zum Beispiel auf www.verivox.de. Verivox versteht sich als Verbraucherportal, welches die Preise für Verbraucher transparenter machen will.

Fazit – So steht die Gasheizung 2017 im Vergleich zu anderen Heizsystemen da.

Die Gasheizung ist 2017 noch lange kein alter Hut. Die Vorteile überwiegen nach wie vor. Auch bei einer Neuanschaffung. Ein wichtiger Faktor ist sicher die ausgereifte und fehlerarme Technologie. Auch die Wartungskosten halten sich in Grenzen, zumal die Wartung von sehr viel mehr Betrieben angeboten wird als bei einer Nischentechnologie. Unser Beispiel zeigte auch, dass die Gasheizung, vor allem im Zusammenspiel mit einer Solar-Thermie, günstiger ist als eine Wärmepumpe. Wenn Sie dann auch noch Heizkosten einsparen können, indem Sie weniger verbrauchen und zu einem günstigeren Anbieter wechseln, können wir noch immer zur Anschaffung raten.

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