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Hausbau-Kosten 2022 | 2023 bauen oder warten?

Für Bauunternehmer und Häuslebauer neigt sich ein unruhiges Jahr dem Ende. Die Preissteigerungen waren enorm, Lieferprobleme sorgten für Bauverzögerungen und viele Bauherrn hatten mit Mehrkosten zu kämpfen. Beginnen wir mit Statistik:

  • Baupreisindex für Wohngebäude
    Darüber, wie sich die Preise für neu zu errichtende Wohngebäude entwickelte, gibt der Baupreisindex Auskunft.
    Demnach stiegen die Baupreise von 2010 bis 2021 um gut 40 Prozent.

  • Häuserpreisindex
    Gemessen wird hier die Entwicklung der Durchschnittspreise sämtlicher Geschäfte für Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser und Zweifamilienhäuser auch unter Berücksichtigung der Grundstückskosten. Der Häuserpreisindex bildet insofern einen guten Überblick über die Preisentwicklung beim Bauen mit einem Bauträger. Hier werden Grundstück und Gebäude als Paket veräußert.
    Diese Preise haben sich im Bundesdurchschnitt zwischen 2010 und 2021 um mehr als 80 Prozent verteuert.

  • Preisindizes für selbst genutztes Wohneigentum
    Eine weitere statistische Größe ist die Entwicklung der Preise für neu gebaute Immobilien zur Eigennutzung. Hier werden die Gesamtkosten für neue Eigenheime und Eigentumswohnungen berücksichtigt, also auch Maklergebühren, Grunderwerbsteuer, Notar- und Grundbuchkosten. Ferner fließen in diese Statistik Instandhaltungs- und Verwalterkosten sowie die Ausgaben für Versicherungen mit ein.
    Diese Kosten sind im Zeitraum 2010 bis 2021 um ca. 47 Prozent gestiegen.

Randbemerkung:
Interessant ist, dass die Inflationsrate im gleichen Zeitraum „nur“ um 17 Prozent stieg.

2022 war das Jahr massiver Preissteigerungen 

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Baupreise im August 2022 um 16,5 Prozent gegenüber August 2021 gestiegen. Betrachten wir die Gewerke im Einzelnen, ergibt sich in diesem Zeitraum folgendes Bild:

  • Erdarbeiten: + 15,3 Prozent
  • Rohbauarbeiten: + 15,5 Prozent
  • Betonarbeiten: + 18,2 Prozent
  • Mauerarbeiten: + 13,1 Prozent
  • Dachdeckung/ Dachabdichtung: + 19,6 Prozent
  • Zimmerer- und Holzbau: + 2,3 Prozent
  • Ausbauarbeiten: +17,4 Prozent
  • Heizanlagen: 18,0 Prozent
  • Wärmedämmsysteme: + Prozent

Extreme Preissteigerungen beim Baumaterial

Den Grund für die enorm gestiegenen Preise für Baustoffe allein auf den Krieg in der Ukraine zu suchen, ist zu kurz gedacht. In der Corona-Pandemie wurde die Produktion gedrosselt, wenn nicht sogar gestoppt. Die Konsequenz liegt auf der Hand: Eine hohe Anfrage trifft auf reduzierte Kapazitäten. In der Regel ist das Ergebnis dann immer gleich: Die Preise steigen.

Für die Herstellung der Baustoffe Beton, Ziegel und Stahl wird viel Gas benötigt. Bedingt durch den Einfuhrstopp von russischem Erdgas wurde dieser Brennstoff so teuer, dass er zu Preissteigerungen bei den oben genannten Baustoffen führte.

Zu Corona und einem Krieg in Europa gesellten sich dann auch noch Waldbrände. Die damit ausbleibende oder verzögerte Holzproduktion in British Columbia und Kanada sorgte für eine größere Nachfrage nach europäischem Holz. Dies umso mehr, seit es für Holz aus Russland einen Importstopp gab. Nicht ohne Wirkung blieb auch der Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-System und die durch Trump verhängten Zölle für kanadische Holzlieferungen.

Und dann war da noch der Sommer. Er bescherte uns Hitzewellen, was die Nachfrage nach Dämmstoffen überdurchschnittlich ansteigen ließ.

Und nicht zuletzt stiegen auch die Luft- und Frachtkosten, sodass Importe von Baustoffen aus Asien auch teurer geworden sind.

So entwickelten sich die Preise für Baustoffe von 2020 bis 2022:

  • Holz
    Der Preis für Bauholz war in 2021 um ca. 60 Prozent gestiegen, in 2022 fiel er um ca. 4 Prozent.

  • Stahl
    Gegenüber 2020 stieg der Preis für Baustahl 2021 um ca. 53 Prozent. 2022 sind die Baustahlpreise nochmals um fast 24 Prozent gestiegen.

  • Beton
    Beton kostet 2021 schon ca. 3,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor, um in 2022 nochmals ca. 15 Prozent teurer zu werden.

  • Dämmmaterialien
    Dämmstoffe kosteten in 2021 ca. 26 Prozent mehr als 2020. In 2022 stieg der Preis nochmals um fast 32 Prozent.

  • Ziegel
    Das Mauer- und Dachziegel jedes Jahr etwas teurer werden (Preisanstieg in 2021 ca. 2 Prozent) ist nichts Neues. Aber der Preisanstieg in 2022 um mehr als 11 Prozent ist eindeutig auf die gestiegenen Energiepreise und die Knappheit von internationalen Rohstoffen zurückzuführen.

  • Kunststoff
    Kunststoffe sind weltweit sehr knapp. Sie werden zumeist in Asien hergestellt und die Produktion kam nach Corona nur schleppend wieder voran. Dazu kommt, dass Asien mittlerweile wieder produziert, die Produkte an Länder liefert, die dem Freihandelsabkommen zwischen den Mitgliedsländern des Verbands südostasiatischer Nationen (RCEP) angehören. Als würd dies nicht schon schlimm genug sein, gab es in den Kunststoffwerken der westlichen Länder technische Probleme.

Wagen wir eine Prognose zur Entwicklung der Baustoffpreis in 2023

Auch wenn die Preise für Stahl und Holz in den letzten Wochen nachgeben, kommt dies beim Kunden längst noch nicht an. Erfahrungsgemäß dauert es eine gewisse Zeit, bis die Preise am Markt fallen, wir kennen dies je bereits von den Spritpreisen.

Holz

Insbesondere die hohe Bedarfe nach Holz wird den Preis kaum merklich sinken lassen. Die Nachfrage ergibt sich

  • aus der Beliebtheit von Holz als klimafreundliche Alternative zu Massivbaustoffen wie Ziegel, Porenbeton und Kalksandstein.
  • ist abhängig von der asiatischen, insbesondere chinesischen Bauwirtschaft.

Stahl

Nachdem die Stahlproduktion wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie läuft, sind es die Energiekosten, die einen spürbaren Preisrutsch unwahrscheinlich werden lassen. Wir gehen zwar von sinkenden Preisen aus, die aber kaum das Preisniveau von 2021 erreichen.

Beton und Ziegel

Beton benötigt als Bindemittel Portlandzement, der nur mit besonders hohem Energieaufwand hergestellt werden kann. Auch die Herstellung von Ziegel erfordert sehr viel Energie. Davon ausgehend, dass auch 2023 in Europa eine Energieknappheit herrschen wird, glauben wir nicht an dauerhaft sinkende Preise.

Was bedeutet dies für Bauherrn und Bauunternehmer?

Die enorm gestiegenen Kosten für Baustoffe zeigen einen Trend für die Kostenexplosion im Baugewerbe. Bauunternehmen haben ihren Kunden oft einen Festpreis gewährt, die Verluste zur Folge hatten. Lieferengpässe sorgen für die Überschreitung vereinbarter Bauzeiten, sodass auch gewährte Zusagen hinsichtlich der Bauzeit nicht erfüllt werden konnten. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die damit verbundenen Unsicherheiten in 2023 in Luft auflösen.

Bauunternehmer werden sich auf die veränderten Bedingungen einstellen, indem sie

  • keine pauschalen Festpreisangebote mehr unterbreiten und keine Verträge mit Festpreisgarantie abschließen.

  • einen Festpreis erst verbindlich vereinbaren, wenn zuvor die benötigten Baustoffe sowie die technische Ausstattung bei Lieferanten zu einem verbindlichen Preis geordert wurde.Das wiederum bedeutet, dass Bauherrn sich auf Preisänderungen zwischen Angebotsphase und Vertragsabschluss einstellen müssen.

  • Eine Aufweichung der Festpreisgarantie durch eine Preisanpassungsklausel würde es dem Bauunternehmer erlauben, Preiserhöhungen an seinen Bauherrn weiterzugeben.

Haus bauen oder warten?

Wir sehen in den nächsten 2 Jahren kein Ende der steigenden Baupreise kommen.Im Gegenteil, die steigende Inflation, Lieferengpässe, Rohstoffknappheit und die Ukraine-Krise werden weiterhin für hohe Baukosten sorgen. Dazu kommen noch die steigenden Energiepreise, der allgemeine Fachkräftemangel und nicht zuletzt die steigenden Anforderungen an Gebäude.

Wer ein Haus bauen möchte, sollte

  1. über ein hohes Eigenkapital verfügen.
  2. ein sicheres und möglichst regelmäßig steigendes Einkommen haben.
  3. eine sehr genaue Budget- und Finanzierungsplanung vornehmen.
  4. sich im Klaren darüber sein, dass auch die Wohnkosten steigen.
  5. gemeinsam mit einem unabhängigen Berater die Vor- und Nachteile genauestens abwägen.
  6. sehr früh im Rahmen einer Bedarfsanalyse die Wünsche und Bedürfnisse definieren.

Fazit:

  • Wer es sich leisten kann, sollte lieber jetzt bauen.
  • Wer unsicher ist, sollte sich im Rahmen einer ganzheitlichen Beratung über die Vor- und Nachteile beraten lassen.
  • Wer weder über ein hohes Eigenkapital verfügt noch ein langfristig hohes Einkommen erzielen kann, sollte sich eher gegen den Hausbau entscheiden.
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