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Außenputze – Arten und Anwendung

Die Putzfassade gehört zu den beliebtesten Fassadenarten und bietet zahlreiche Möglichkeiten hinsichtlich Struktur, Oberfläche und Funktionalität. Neben seiner Eigenschaft als Gestaltungselement erfüllt der Außenputz zahlreiche bauphysikalische Aufgaben. So schützt er das darunterliegende Mauerwerk oder auch die Dämmung bei WDV-Systemen vor der Witterung, sorgt für die geforderte Dichtheit und schützt vor mechanischen oder chemischen Einflüssen.

Unterputz und Oberputz

Außenputze werden in der Regel in mindestens zwei Schichten aufgetragen. Während der Unterputz klimatisch bedingte Spannungen im Wandaufbau puffert, den Untergrund egalisiert und eine ebene und dichte Oberfläche für den Oberputz herstellt sowie für eine gute Haftung sorgt, schützt der Oberputz gegen mechanische Einflüsse von außen und verleiht der Fassade ihre abschließende Optik. Damit die verschiedenen Putzschichten ihre Aufgaben erfüllen, sind unterschiedliche Eigenschaften erforderlich:

Der Unterputz und seine Eigenschaften

Als Unterputz wird generell mineralischer Putz verwendet. Um sogenannte Treppenrisse zu vermeiden, wird das Material vergleichsweise dick aufgetragen, die Gesamtstärke des Außenputzes muss mindestens 2 cm betragen, um Verformungen des Untergrundes – zum Beispiel durch Temperaturschwankungen – abzufangen. Um eine gute Haftung für den Oberputz zu schaffen, wird der Unterputz auf das darunterliegende Mauerwerk abgestimmt. Hierbei gilt die Faustregel: Die Druckfestigkeit und Steifigkeit des Untergrundes ist höher als die des Putzes. Deshalb werden für Unterputze meist weiche und poröse Produkte eingesetzt, durch die Zugabe von dämmenden Zuschlagstoffen verbessert der Unterputz die Dämmeigenschaften der Außenwände. Als Voraussetzung für eine gute Haftung des Unterputzes auf dem Untergrund muss dieser verschiedene Eigenschaften mitbringen:

  • Untergrund muss fest, sauber und tragfähig sein.
  • Gleichmäßiges Feuchtigkeitsniveau auf dem Untergrund

Bei sehr glatten oder saugfähigen Untergründen empfiehlt sich der Auftrag einer Haftbrücke. Darunter versteht man eine Grundierung, die flächig in einer oder mehreren Schichten aufgetragen wird und die Haftungseigenschaften des Untergrunds verbessert. Der Auftrag erfolgt je nach Produkt durch Streichen, Spritzen oder Spachteln und entsprechend der Herstellerangaben.

Der Oberputz und seine Eigenschaften

Oberputze werden in einer dünnen Schicht aufgetragen und versiegeln die Oberfläche. Deshalb wird dafür entsprechend hartes und hydrophobes (wasserabweisendes) Material gewählt, das unempfindlich gegen Witterungseinflüsse ist, lange haftet und rissfrei bleibt. Während es beim Unterputz mehr auf die Funktion ankommt, spielt beim Oberputz die Optik zusätzlich eine entscheidende Rolle. Der Putz kann mit Farbpigmenten, Gesteinsmehlen oder Mineralkörnungen vermischt werden und verleiht der Fassade so die gewünschte edle Struktur und Optik.
Ober- und Unterputz müssen hinsichtlich ihrer Materialeigenschaften wie Festigkeit, Rohdichte und Diffusionsfähigkeit harmonieren. Deshalb sollten Untergrund und Putzarten genau aufeinander abgestimmt sein. Die Hersteller bieten entsprechende Putzsysteme für eine optimale Funktionalität an.

Putzarten – Gliederung nach Material

Als Oberputze kommen mineralische oder kunstharzgebundene Materialien zum Einsatz. Wie die Putze zusammengesetzt sind, ist von der jeweiligen Beanspruchungsart abhängig, diese ist in der DIN 18 550 „Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen- und Innenputzen“ festgelegt. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Schlagregensicherheit. In der DIN sind folgende Beanspruchungsarten zu finden:

  • Außenputze ohne besondere Anforderungen
  • Wasserhemmende Außenputze
  • Wasserabweisende Außenputze

Ob ein Putz mineralisch oder kunstharzgebunden ist, hängt vom gewählten Bindemittel ab. Für den Oberputz unterscheidet man folgende Materialien, bzw. Zusammensetzungen:

  • Mineralische Putze
    Bindemittel: Kalk und/ oder Zement
    Eigenschaften: diffusionsoffen, nicht brennbar, streichbar
    Mineralische Putze sind durch ihre starre Struktur für wärmedämmende Untergründe (WDVS) weniger gut geeignet. Da die Auswahl an farbigen Putzen eingeschränkt ist, wird hier oft ein Anstrich als Schlussbeschichtung gewählt.

  • Silikonharzputze
    Bindemittel: Silikonharz
    Eigenschaften: witterungsbeständig, wasserabweisend, diffusionsoffen, unempfindlich gegen mechanische Einflüsse
    Silikonharzputze sind wasserabweisend und diffusionsoffen zugleich. Sie schützen damit zum einen die Fassade und ermöglicht zum anderen die Abtrocknung von Feuchtigkeit im Wandaufbau. Hierbei gilt: je höher der Anteil an Silikonharz, umso ausgeprägter die Wasserdampfdurchlässigkeit.

  • Dispersionsputze
    Bindemittel: organische Bindemittel
    Eigenschaften: widerstandsfähig, wasserabweisend, rissfest, stark haftend
    Dispersionsputze werden auch als Kunstharzputze bezeichnet, sind in sehr vielen Farben und mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen erhältlich und können ganz nach Wunsch abgetönt werden.

  • Silikatputze
    Bindemittel: Kaliwasserglas und Dispersionen
    Eigenschaften: wasserbeständig, witterungsbeständig, geringe Schmutzaufnahme, Verkieselung mit dem Untergrund
    Aufgrund ihrer Eigenschaften werden Silikatputze häufig für die Endbeschichtung von WDVS-Fassaden verwendet oder kommen für denkmalgeschützte Altbauten zum Einsatz. Für stark saugende Untergründe ist eine Grundierung erforderlich.

Dünnschichtige und dickschichtige Oberputze

Neben der Zusammensetzung wird für Oberputze als Außenputz noch eine weitere Unterscheidung getroffen. Diese betrifft die Putzdicke:

  • Dünnschichtige Oberputze entsprechen in ihrer Schichtstärke der enthaltenen Körnung, die in der Regel maximal 5 mm beträgt. Bei Körnungen unter 3 mm ist vor dem Auftrag eine stabilisierende Schicht, wie zum Beispiel eine Gewebespachtelung, erforderlich, um die nötige Festigkeit und Haftung auf dem Unterputz zu erreichen.
  • Dickschichtige Oberputze sind im Durchschnitt 20 mm dick, der Unterputz ist hierbei schon mit eingerechnet. Stellenweise ist es zulässig, wenn auch nicht unbedingt empfehlenswert, dass die Putzstärke bis auf 5 mm reduziert wird.

Putzmörtelbezeichnungen nach DIN EN 998-1

Die DIN EN 998-1, Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau“ gilt für im Werk produzierte Putzmörtel mit anorganischen Bestandteilen. Im Teil 1: Putzmörtel sind die verschiedenen Mörtelarten nach Ihrem Einsatzbereich bzw. ihren Eigenschaften folgendermaßen untergliedert:

  • Normalputzmörtel (GP)
    Anwendung als Außen- oder Innenputz bei üblichen Anforderungen und ohne besondere Eigenschaften mit einer Trockenrohdichten von >1.300 kg/m³

  • Leichtputzmörtel (LW)
    Putzmörtel mit niedrigen Druckfestigkeitsklassen und einer Trockenrohdichte <1.300 kg/m²; Anwendung als Unterputz zum Verputzen wärmedämmender Untergründe mit geringer Festigkeit (<1,0 kg/dm³)

  • Edelputzmörtel (CR)
    Mit Pigmenten durchgefärbter in der Regel wasserabweisender Außenputz als Oberputz

  • Einlagenputzmörtel für Außen (OC)
    Einlagig verarbeiteter Außenputz, mit den gleichen Eigenschaften wie mehrlagige Putzsysteme

  • Sanierputzmörtel (R)
    Unterputz für feuchte, mit Salzen belastete Untergründe mit hohem Porengehalt, hoher Wasserdampfdurchlässigkeit und geringer kapillarer Leitfähigkeit

  • Wärmedämmputzmörtel (T)
    Wärmedämmender Unterputz mit einer Wärmeleitfähigkeit < 0,2 W/(mK), Auftrag als Oberputz in Schichtdicken zwischen 8 und 15 mm.

Außenputz und Untergründe

Der Außenputz, insbesondere der Unterputz, muss auf den Untergrund abgestimmt sein. Je nach Material sind verschiedene Putze geeignet.

Untergrund Kalksandstein

Zum Verputzen einer Kalksandsteinwand werden in der Regel Normalmörtel (GP) oder Leichtmörtel (LW) verwendet, dabei sollte auf Werkputzmörtel mit guter Haftung und erhöhtem Wasserrückhaltevermögen zurückgegriffen werden. Eine zusätzliche Haftbrücke ist in der Regel nicht erforderlich, außer es handelt sich um Wände mit unterschiedlich starkem Saugverhalten. Da der Außenputz die Wandfläche vor der Witterung schützt, sind auch nicht frostbeständige Kalksandsteine nach DIN EN 771 „Festlegungen für Mauersteine“ zulässig. In Hinblick auf die Schlagregensicherheit ist eine Ausführung mit Zwischenschicht, zum Beispiel in Form eines Wärmedämmputzes, empfehlenswert.

Untergrund Ziegelmauerwerk

Auf den heute üblicherweise verwendeten Wärmedämmziegeln eignet sich als Putz Leichtputze, die allerdings für einen guten Witterungsschutz wasserabweisend sein müssen. Auch hier sind Werktrockenmörtel nach DIN 52617 die beste Wahl. Die Hersteller bieten Putze an, die hinsichtlich ihrer Festigkeits- und Verformungseigenschaften optimal auf hochwärmedämmendes Ziegelmauerwerk abgestimmt sind, auch Wärmedämmputzsysteme sind geeignet. Eine besondere Vorbehandlung des Untergrunds ist in der Regel nicht erforderlich.

Untergrund Porenbeton

Porenbetonmauerwerk mit seiner planen Oberfläche und der geringen Fugenstärke eignen sich auch für Einlagenputze mit Eignungsprüfung (OC) mit Putzdicken <20 mm. Aufgrund der guten Dämmeigenschaften des Materials kommen häufig Leichtputze zur Anwendung. Auf stark saugenden Steinen muss die Oberfläche vorgenässt werden. Im Sturzbereich oder für Rollladenkästen sowie für andere Bauteile aus abweichendem Material ist eine Putzbewehrung erforderlich.

Außenputz auf WDVS

Als Außenputz auf Wärmedämmverbundsystemen werden mittlerweile Dünnschichtputze wie Silikat-, Kunstharz- oder Silikonharzputze bevorzugt. Grund dafür ist der schwache Schwund beim Aushärten sowie die schnelle Endfestigkeit. Werden Mineralputze aufgebracht, ist eine zweischichtige Ausführung erforderlich, hinsichtlich der Oberflächen und Korngrößen gibt es keine Einschränkungen. Entscheidend ist in jedem Fall eine Armierungsschicht zwischen Dämmebene und Putz, um Rissbildung durch thermische Spannungen zu vermeiden.

Wärmedämmputzsysteme

Wärmedämmputze bestehen aus mineralischen Putzen, denen als wärmedämmender Leichtzuschlag Polystyrol beigemischt ist. Der verwendete Wärmedämmmörtel (T) wird in Schichtdicken bis 100 mm aufgetragen. Um die niedrige Rohdichte und die damit verbundene geringere Festigkeit auszugleichen, müssen die gewählten Oberputze fester als der verwendete Unterputz sein und den Feuchtschutz übernehmen. Damit widerspricht dieses System den Vorgaben aus der DIN 18 550, nach der der Putz eine geringere Festigkeit als der Untergrund aufweisen muss. Um dadurch entstehende Nachteile auszugleichen, ist eine sorgfältige Abstimmung der Systemkomponenten besonders wichtig.

Ausführung von Außenputzen

  1. Vor Beginn der Putzarbeiten muss der Untergrund entsprechend des Materials, des Ist-Zustands sowie den Herstellerangaben vorbereitet werden. Generell müssen Putzuntergründe sauber, trocken und tragfähig sein. Liegen haftmindernde Rückstände wie Schmutz und Staub vor, müssen diese vor dem Verputzen entfernt werden.

  2. Bei sehr glatten oder stark saugenden Untergründen ist eine Vorbehandlung mit einer Grundierung als Haftbrücke erforderlich.

  3. Für einen schnellen und gleichmäßigen Auftrag empfiehlt sich das Anbringen von Putzschienen in regelmäßigen Abständen. Die Schienen werden mit einer kleinen Menge Unterputz an die Außenwand geklebt.

  4. Als Unterputz wird generell mineralischer Putz verwendet, in Frage kommen in Abstimmung mit dem Untergrund und dem geplanten Oberputz Normalmörtel, Leichtmörtel, Wärmedämmmörtel oder Saniermörtel.

  5. Der Putz kann geworfen oder aufgespritzt werden, nach dem Aufbringen in der erforderlichen Stärke wird der Putz grob abgezogen und abgerieben.

  6. Der Auftrag des Oberputzes erfolgt erst, wenn der Unterputz getrocknet ist. Als Faustregel gilt eine Trocknungsdauer von 1 Tag pro Millimeter Putzdicke.

  7. Der Oberputz wird nach den gleichen Regeln wie der Unterputz aufgetragen und dann je nach gewünschter Oberflächenstruktur mit der entsprechenden Putztechnik behandelt.

  8. Bei nicht durchgefärbten Putzen erfolgt nach dem Austrocknen ein Anstrich mit Fassadenfarbe. Diese verleiht der Putzoberfläche nicht nur die gewünschte Farbe, sondern dient auch als zusätzlicher Fassadenschutz sowie zur nachträglichen Egalisierung grober Körnungen.

Das Verputzen einer Fassade ist aufwändig, Fehler rächen sich durch eine beeinträchtigte Optik oder auch Funktionsmängel. Deshalb ist es in den meisten Fällen sinnvoll, diese Arbeit an einen Fachbetrieb zu übergeben. Dieses kümmert sich nicht nur um den mängelfreien Außenputz, sondern auch um die Nebenarbeiten wie zum Beispiel die Baustelleneinrichtung und das Aufstellen eines Gerüsts.

Normen und Richtlinien rund um den Außenputz

  • DIN 18550-1,Planung, Zubereitung und Ausführung von Innen- und Außenputzen - Teil 1: Ergänzende Festlegungen zu DIN EN 13914-1 für Außenputze

  • DIN EN 998-1, Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau - Teil 1: Putzmörtel

  • DIN EN 13914-1 Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen- und Innenputzen - Teil 1: Außenputze

  • DIN EN 15824, Festlegungen für Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln

  • DIN 18350, VOB Teil C, Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Putz- und Stuckarbeiten

  • Leitlinie für das Verputzen von Mauerwerk und Beton – Grundlagen für die Planung, Gestaltung und Ausführung, Herausgeber: Industrieverband WerkMörtel e.V., Nov. 2014

  • Merkblatt 2-9-04/D Sanierputzsysteme, Herausgeber: WTA (Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V.)

 

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